Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV022
DOI: 10.1055/s-0036-1593259

Entwicklung eines Eiswassertest-Nomogramms und Evaluierung in einer Kohorte von 201 Patienten mit Multipler Sklerose

T Hüsch 1, A Reitz 2, A Haferkamp 3
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Frankfurt, Deutschland
  • 2KontinenzZentrum Hirslanden, Zürich, Schweiz
  • 3Universitätsklinikum Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Mainz, Deutschland

Zielsetzung: Der Eiswassertest (EWT) ist ein Provokationstest zur Überprüfung der intakten Detrusorhemmung durch das zentrale Nervensystem. Bisher wird der EWT lediglich dichotom interpretiert. In der vorliegenden Studie haben wir erstmals ein Nomogramm mit Schweregradeinteilung des EWT entwickelt. Das Nomogramm wurde daraufhin auf eine Kohorte mit Multipler Sklerose (MS) übertragen und die Schweregradeinteilung mit der Anzahl der Inkontinenzepisoden korreliert.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Eiswassertests von 201 Patienten mit MS ausgewertet. Zur eindeutigen Charakterisierung der Blasenkontraktilität wurde der Detrusorgradient ΔPdet/Δt zum Zeitpunkt der maximalen Amplitude Pdet max sowie die Fläche unter der Kurve herangezogen, in ein Streudiagramm eingefügt und kritisch bewertet. Aus der Verteilung der Streuwerte wurde ein Nomogramm mit Schweregraden der Detrusorhyperaktivität entwickelt. Die EWT der Patienten wurden kategorisiert und stichprobenartig wurden die klinischen Inkontinenzepisoden mit dem Schweregrad verglichen, sowie Therapieeffekte kontrolliert.

Ergebnisse: Nach klinischen Kriterien (Pmax > 15 cm H2O) wurde der Eiswassertest bei 126 (62,7%) Patienten als negativ und bei 75 (37,3%) Patienten als positiv eingestuft. In dem Nomogramm verteilten sich die 201 Patienten wie folgt auf die Schweregradkategorien: 1 (141), 2 (26), 3 (12), 4 (7), 5 (3), 6 (7), 7 (1) und ≥8 (4). Klinisch zeigte sich eine positive Korrelation der Anzahl der Inkontinenzepisoden mit der Schweregradkategorie, zudem zeigte sich die Reproduzierbarkeit von Therapieeffekten.

Zusammenfassung: Durch das Eiswassertest-Nomogramm kann erstmalig eine Schweregradeinteilung einer Detrusorhyperaktivität mit klinisch-objektiver Bewertung erfolgen, welches anhand des bisher größten Kollektivs mit EWT bei MS evaluiert wurde. Zudem könnte künftig das Nomogramm zur Prognose, Therapieeffektivität und Verlaufskontrolle herangezogen werden.