Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV025
DOI: 10.1055/s-0036-1593262

Die Rolle von PGRMC1 in der Tumorprogression des Mammakarzinoms bei Hormonersatztherapie in der Kontrazeption und Postmenopause

M Willibald 1, H Seeger 2, AO Mueck 2, T Fehm 1, X Ruan 3, H Neubauer 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
  • 3Beijing Obstetrics & Gynecology Hospital, Capital Medical University, Beijing, China

Progesteron-basierte Hormonersatztherapien stehen im Verdacht, das Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs zu erhöhen. Die Aktivierung der Progesteronrezeptor Membrankomponente 1 (PGRMC1) könnte eine Erklärung für dieses Phänomen bieten. In eigenen Voruntersuchungen konnten verschiedene Progestine die Proliferation PGRMC1-überexprimierender MCF-7-Brustkrebszellen deutlich erhöhen, was auf eine mögliche Rolle von PGRMC1 in der Weiterleitung eines membraninitiierten Progestin-Signals hindeutet.

Ziel der Arbeit ist es, den nachgeschalteten (downstream) Signalweg von PGRMC1 zu untersuchen und mögliche Interaktionspartner des Rezeptors nach Bindung von Progestinen zu identifizieren.

Es wurden Co-Immunpräzipitations Experimente mit MCF-7/PGRMC1 Zellen durchgeführt, gefolgt von massenspektrometrischen Analysen. Des Weiteren wurde die Rolle des Estrogen-Rezeptor α (ERα) im Signalweg von PGRMC1 untersucht. Um den Einfluss von PGRMC1 auf die Tumorprogression im Mammakarzinom weiter aufzuklären, wurde außerdem die Apoptose von MCF-7/PGRMC1 Zellen mittels Durchflusszytometrie und Immunfluoreszenzfärbung nach Progestin-Behandlung analysiert.

Die Ergebnisse der Co-Immunpräzipitation konnten unsere frühere Hypothese bestätigen, dass eine Phosphorylierung der Casein Kinase 2-Bindungsstelle in PGRMC1 bei der Aktivierung des Rezeptors und der Rekrutierung von PGRMC1-Bindungspartnern nach Progestinbindung eine Rolle spielt. Außerdem konnten Interaktionspartner des Rezeptors nach Progestinbindung identifiziert und eine mögliche Rolle von ERα im PGRMC1 Signalweg aufgedeckt werden. In Apoptose-Studien war das Progestin Norethisteron (NET) in der Lage, MCF-7/PGRMC1 Zellen vor Apoptose zu schützen.

Diese Ergebnisse unterstützen die Rolle von PGRMC1 in der Progression des Mammakarzinoms und legen nahe, dass ein Screening für PGRMC1 Frauen mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs unter Hormontherapie identifizieren könnte.