Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV026
DOI: 10.1055/s-0036-1593263

Diversität von Tumorzellsubpopulationen im Aszites von Ovarialkarzinompatienten und ihr Einfluss auf Chemoresistenz

JM Jansen 1, C Broske 1, T Plaum 1, A Allmeroth 1, U Wagner 1, S Müller-Brüsselbach 2, R Müller 2, S Reinartz 1
  • 1Philipps Universität Marburg, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Marburg, Deutschland
  • 2Philipps Universität Marburg, Zentrum für Tumor- und Immunbiologie, Marburg, Deutschland

Zielsetzung: Beim menschlichen Ovarialkarzinom spielt die Chemoresistenz eine entscheidende Rolle und ist maßgeblich für die schlechte Prognose dieser Erkrankung verantwortlich. Obwohl Ovarialkarzinome in der Regel chemosensitiv sind, kommt es in der Mehrzahl der Fälle zu Rezidiven innerhalb weniger Jahre. Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, inwiefern freischwimmende Tumorsphäroide im malignen Aszites zur Chemoresistenz beitragen.

Patienten/Methoden: Bei 30 Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom wurden Tumorzellen/-sphäroide aus Aszites isoliert, der zum Zeitpunkt der Primäroperation entnommen wurde. Dabei wurden unterschiedliche Tumorzellsubsets anhand der Sphäroidgröße separiert (< 30, > 30, > 100 µm) und bezüglich Zellzyklusverteilung, Proliferations- (Ki67) und Tumorstammzellmarker (CD24, CD44, CD133, CD117, OCT4, SOX2, LGR5) durchflusszytometrisch analysiert. Die Resistenz der Sphäroidsubsets gegenüber Carboplatin/Paclitaxel sowie deren Adhäsionspotential wurden in in vitro-Kulturmodellen untersucht.

Ergebnisse: Wir konnten zeigen, dass chemosensitive Tumorzellen im Aszites häufig diploid sind und in kleineren Zellaggregaten (< 30 µm) vorliegen, während chemoresistente Zellen zumeist aneuploid und präferentiell in größeren Sphäroiden organisiert sind. Aber auch chemosensitive Sphäroide enthalten resistente Zellen, sodass in keiner Patientin eine komplette Chemosensitivität beobachtet werden konnte. Im Gegensatz zu Zellen aus solidem Tumor sind über 95% der untersuchten Tumorzellsubsets aus Aszites non-proliferativ. Die Analyse bekannter ‚stemness marker‘ zeigte jedoch keine eindeutige Korrelation mit Chemoresistenz. Andererseits konnte eine positive Assoziation zwischen Adhäsionspotential und Chemosensitivität von Tumorzellen beobachtet werden.

Zusammenfassung: Wir konnten zeigen, dass der Aszites chemoresistente Tumorzellpopulationen enthält, die möglicherweise ursächlich für ein Therapieversagen sind. Dabei scheint ‚tumor stemness‘ nicht die entscheidende Rolle zu spielen. Vielmehr könnten Mechanismen entscheidend sein, die das Adhäsionspotential der Tumorzellen beeinflussen.