Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV037
DOI: 10.1055/s-0036-1593274

Assoziationen zwischen Lymphknotenbefall und Tumoreigenschaften beim Endometriumkarzinom – eine Single-Center Erfahrung

P Widschwendter 1, T Friedl 1, N DeGregorio 1, A Schramm 1, I Bekes 1, E Bauer 1, C Scholz 1, W Janni 1
  • 1UFK Ulm, Ulm, Deutschland

Zielsetzung: Beim Endometriumkarzinom stellt der Lymphknotenbefall einen entscheidenden Prognosefaktor dar; nach aktueller Leitlinie sollte bei allen Stadien – außer T1a, G1 oder G2 – die komplette pelvine und paraaortale Lymphonodektomie Teil des operativen Stagings sein. Die Datenlage hinsichtlich operativer Morbidität und therapeutischem Nutzen einer kompletten Lymphonodektomie bleibt jedoch letztlich kontrovers. Ziel unserer Untersuchung war es, Subgruppen mit niedrigem Risiko für einen Lymphknotenbefall zu identifizieren.

Materialien/Methoden: In einer retrospektiv beschreibenden Studie wurden die Daten von Patientinnen mit Endometriumkarzinom analysiert, welche an der Universitätsfrauenklinik Ulm zwischen 2000 und 2013 mittels totaler Hysterektomie, bilateraler Salpingo-Oophorektomie und pelviner sowie paraaortaler Lymphonodektomie operiert wurden.

Ergebnisse: Es standen Datensätze von 134 Patientinnen für die Auswertung zur Verfügung. Bei insgesamt 35 (26%) Patientinnen wurde ein Befall pelviner und/oder paraaortaler Lymphknoten festgestellt. Lymphknotenbefall war signifikant mit dem Tumorstadium assoziiert (Chi-Quadrat Test: p < 0,001), wobei pT1a G1/G2 Tumore und pT1a G3 Tumore mit 7% bzw. 5% am seltensten und pT3 Tumore mit 67% am häufigsten befallene Lymphknoten aufwiesen, während pT1b und pT2 Tumore mittlere Häufigkeiten von Lymphknotenbefall zeigten (26% bzw. 19%). Bei 84 (63%) der Patientinnen lag eine Invasion ins Myometrium vor; eine Invasionstiefe von mehr als der Hälfte der Myometriumsdicke war signifikant häufiger mit einem positiven Lymphknotenbefall assoziiert als darunter liegende Invasionstiefen (25% vs. 8%; Chi-Quadrat Test: p = 0,048).

Zusammenfassung: 7% in der pT1a G1/G2 Gruppe (endometrioide Histologie) wiesen Lymphknotenbefall auf. Diese Patientinnen wären ohne Lymphonodektomie prognostisch unterschätzt worden. Eine Sentinelbiopsie könnte bei geringerer Morbidität das Staging in diesen Frühstadien deutlich verbessern.