Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV059
DOI: 10.1055/s-0036-1593295

Operative Komplikationen und Ergebnisse bei der laparoskopischen Entnahme und Transplantation von Ovargewebe: Eigene Erfahrungen im Vergleich mit der Literatur

S Findeklee 1, L Lotz 1, I Hoffmann 1, R Dittrich 1, MW Beckmann 1
  • 1Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland

Fragestellung: Fertilitätserhaltende Maßnahmen im Rahmen der onkologischen Therapie erhalten wegen verbesserter Therapieergebnisse eine zunehmende Bedeutung. Eine mittlerweile etablierte Möglichkeit der Fertilitätsprotektion bei onkologischen Patientinnen ist die laparoskopische Entnahme von Eierstockgewebe vor und die Transplantation nach der onkologischen Therapie. Bisher wenig untersucht wurden operative Komplikations- und Schwangerschaftsraten bei diesem Verfahren des Fertilitätserhalts. Diese zu untersuchen, war Ziel unserer Arbeit.

Methodik: Nach einer selektiven Literaturrecherche in Pubmed wurden 16 Publikationen zur Entnahme von Eierstockgewebe und 15 Veröffentlichungen zur Transplantation mit dokumentierten eingetretenen Schwangerschaften gefunden.

Danach wurden vergleichend die operativen Ergebnisse und die Schwangerschaftsraten bei 36 Patientinnen aus unserem Zentrum, denen Ovargewebe zum Fertilitätserhalt zwischen Mai 2007 und Dezember 2015 entnommen und transplantiert wurde, analysiert.

Ergebnisse: Die laparoskopische Entnahme und Transplantation von Ovargewebe sind operative Eingriffe mit niedrigem Komplikationsrisiko (< 1%). Bisher wurden weltweit 75 Kinder nach Ovargewebs-Transplantation geboren. Bei den 36 Patientinnen aus unserem Zentrum fand sich keine operative Komplikation. Es kam zu insgesamt 10 Schwangerschaften und zu 6 Geburten bei 8 verschiedenen Patientinnen. Die Schwangerschafts-Häufigkeit von rund 28% nach dem Eingriff an unserem Zeitraum ist vergleichbar mit der in der Literatur publizierten Schwangerschaftsrate.

Schlussfolgerung: Die laparoskopische Entnahme und Transplantation von Ovargewebe entwickelt sich neben der schon länger im klinischen Alltag angewendeten Kryokonservierung von fertilisierten und nicht fertilisierten Eizellen zunehmend zum Standardverfahren im Rahmen der Fertilitätsprotektion bei Krebs. Das Risiko und die Komplikationsrate bei diesen operativen Eingriffen entsprechen den Risiken bei anderen gynäkologischen Operationen. Gegenwärtig wird jede vierte Frau, die sich den Operationen nach Abschluss der Krebsbehandlung unterzogen hat, schwanger.