Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - CR002
DOI: 10.1055/s-0036-1593308

Fallbericht, sFLT/Plgf-Quotient als Lebensretter

L Brach 1, L Gantner 1, J Weyrich 1, K Schneider 1, K Thürmel 2, B Kuschel 1, S Lobmaier 1, R Heinrich 1
  • 1Klinikum rechts der Isar TUM, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 2Klinikum rechts der Isar TUM, Rheumatologie, München, Deutschland

Die Differenzialdiagnose Präeklampsie versus Lupusnephritis ist schwierig. sFLT/Plgf Quotienten haben noch keine evidenzbasierten Daten zur Mortalitäts/Morbiditätsreduktion ergeben.

Material/Methoden: 37-jährige IIIG IP in 22+0 SSW mit zunehmenden Knöchelödemen. Diagnose eines Systemischen Lupus erythematodes (SLE) vor 13 Jahren mit Polyserositis und Gelenkbeteiligung. Z.n. Therapie mit Glukokortikoiden und Hydroxychloroquin, letzter SLE-Schub mehrere Jahre zurückliegend. Schwangerschaftsbeginn mit normalen Nierenparametern.

22+0 SSW: Proteinurie (4,7 g/24h), auffälliges Urinsediment mit dysmorphen Erythrozyten ohne Akanthozyten, Proteinurie, Erniedrigung der Komplementfaktoren C3/4, erhöhte Anti-dsDNA-Antikörper, hochtitriger Nachweis von SS-A-Antikörpern, diskrete Transaminasenerhöhung (gGT 50 U/l). Schätzgewicht des Kindes: 16. Perzentile, Doppler o.p.B..

Diagnose „akute Lupusnephritis“, Start Methyl-Prednisolon i.v., im Verlauf p.o., und Tacrolimus. Massive Zustandsverschlechterung klinisch, Lungenödem, massive Knöchelödeme.

23+5 SSW Proteinurie 8 g/24h, Hypertonie, Start Cyclophosphamid 500 mg alle 2 Wochen i.v./Lungenreifung/a-Methyldopa, Furosemiddosen bis 80 mg/d – hierunter vorübergehendes Oligohydramnion des Kindes.

25+1 SSW Transaminasenerhöhung (gGT 102 U/l, GOT 156 U/l, GPT 108 U/l) Thrombozytenabfall (128 G/l) – DD HELLP. Wachstumsabflachung des Kindes, Doppler stabil.

Abb. 1

28+0 SSW abnehmender Ödemstatus, Absinken der Transaminasen, erstes Ansprechen auf Endoxan.

33+3 SSW Geburtseinleitung wegen CTG Pathologie: Spontanpartus, gesundes Mädchen, APGAR 6/8/10, Geburtsgewicht 1670 g (15. P.), pH 7,21, BE -7,0.

Regelmäßig kontrollierter sflt/Plgf-Quotient konstant < 8, bei schlechtem Allgemeinzustand der Mutter daher keine Entbindung in der extrem frühen Frühgeburtlichkeit.

Zusammenfassung: Bei allen Hinweisen auf Pfropf-PE und HELLP an der Grenze zur Lebensfähigkeit des Kindes sowie bei vital bedrohlichen Allgemeinzustand der Mutter wurde gegen die vermeintlich kausale Therapie der Entbindung entschieden – allein auf Basis des sflt/PLGF Quotienten.