Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - CR007
DOI: 10.1055/s-0036-1593313

Aktinomyzeteninfektion des kleinen Beckens mit großem perivesikalen Abszess im Cavum retzii

N Zech 1, T Fink 1, JP Scharf 1
  • 1Sana Klinikum Berlin Lichtenberg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland

Einleitung: Bei pelvinen Aktinomykosen wird immer wieder über einen Zusammenhang mit Intrauterinpessaren berichtet. Die Infektion kann schwere infiltrative Befunde verursachen, die an ein malignes Geschehen denken lassen. Wir berichten über eine 45-jährige Patientin, die bei seit 8 Jahren liegender Mirenaspirale mit B-Symptomatik und stärksten Unterbauchschmerzen in unsere Klinik aufgenommen wurde.

Falldarstellung und Methodik: In der Abdomensonografie zeigte sich ein 10 cm großer, zyzystischer, malignomverdächtiger Unterbauchtumor. Ein CRP von 194,3 mg/l und eine Leukozytose von 24,5 Gpt/l gaben den Hinweis auf ein entzündliches Geschehen. Bei der Explorativlaparotomie zeigte sich ein großer Abszess im Bereich des Cavum retzii mit nekrotischem Material perivesikal. Nach Eröffnen des Peritoneums präsentierte sich der Dünndarm im Douglas entzündlich adhärent. Die starken Adhäsionen wurden belassen und Drainagen ins Cavum retzii sowie nach intraabdominal eingelegt. Die Mirenaspirale wurde geborgen und eine Strichabrasio durchgeführt. Die histopathologische Untersuchung ergab eine Aktinomyzeteninfektion. Die Antibiose wurde auf Unacid 3 × 3 g tgl. i.v. für 3 Wochen umgestellt. Postoperativ fiel die Patientin mit einem Hautemphysem auf. Die extraperitoneale Drainage förderte Dünndamsekret. Ein Kontrastmittel-CT bestätigte den Verdacht einer extraperitonealen Dünndarmfistel. In der Revisionsoperation zeigte sich eine Dünndarmschlinge die sich über das Ligamentum latum ins Cavum retzii entleerte.

Diskussion und Schlussfolgerung: Bei der Patientin kam es aufgrund einer Aktinomyzeteninfektion im kleinen Becken bei liegender Spirale zur Ausbildung eines Abszesses mit Fistelbildung. Bei unklaren Abszessformationen extraperitoneal sollte auch an eine Fistelbildung gedacht werden, die im Zusammenhang mit Aktinomyzeteninfektionen beschrieben wird. Im vorliegenden Fall konnte durch die im Cavum retzii liegende Drainage die Dünndarmfistel frühzeitig erkannt und versorgt werden.