Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - CR011
DOI: 10.1055/s-0036-1593317

Nekrotisierende Weichteilphlegmone (Necrotizing Soft-Tissue-Infection/NSTI) der Brust als Mastitis non puerperalis getarnt – Ein Fallbeispiel

C Willenberg 1, S Steer 1, WL Müller 2, C Thomssen 1, R Große 1
  • 1Universitätsklinikum Halle, Gynäkologie, Halle (Saale), Deutschland
  • 2BG Kliniken Bergmannstrost, Halle (Saale), Deutschland

Wir berichten über eine 54-jährige Frau mit chronischem Schmerzsyndrom und multiplen dorsalen und ventralen Stabilisierungsoperationen. Nachfolgend Entwicklung einer monströsen Narbenhernie der Bauchdecke, die 03/2015 alloplastisch versorgt wurde und eine unvollständige sekundäre Wundheilung aufwies. Im Nov. 2015 notfallmäßige Verlegung in unsere Klinik mit der Verdachtsdiagnose Mastits nonpuerperalis links. Bei Aufnahme war die gesamte Haut der linken Mamma gerötet, ödematös und wies multiple Spannungsbläschen auf. Septische Laborwerte wurden nachgewiesen. Nach kurzem Aufenthalt auf einer peripheren Station mit i.v. Antibiotikagabe Verlegung auf eine Intensivstation aufgrund septischer hypovolämischer Schocksymptomatik. Unter erweiterter Antibiotikatherapie, kreislaufstabilisierender Maßnahmen und Beatmung verschlechterte sich der Zustand. Wegen zunehmenden lividen Hautveränderungen nun beider Mammae mit Beteiligung der Bauchdecke und Flanken erfolgte an Tag 4 eine erneute gynäkologische Konsultation. Hier wurde die Verdachtsdiagnose NSTI geäußert und die Patientin zeitnah interdisziplinär operiert: Nekrosenresektion mit Mastektomie links, Hemimastektomie rechts und großzügige Resektion der Weichteilphlegmone der Bauchwand und Flanken bds. mit Anlage von VAC Verbänden. Ein zweites Wunddebridement wurde 4 Tage später durchgeführt. Nach Resektion des gesamten phlegmonösen Gewebes rasche Stabilisierung des Zustandes. Am 15. stationären Tag konnte die Patientin die Klinik für Plastische Chirurgie des ursprünglich verlegenden BG-Krankenhauses zur Defektdeckung zurückverlegt werden.

In prä- und intraoperativ entnommenen Wundabstrichen konnten Staphylococus aureus, Streptococcus pyogenes, Enterococcus faecium (VRE), Proteus mirabilis und Pseudomonas aeroginosum nachgewiesen werden.

Zum Zeitpunkt des zweiten Eingriffs waren die intraoperativ entnommenen Abstriche steril.

Im Verlauf (inzwischen 4 Monate) konnten alle Defekte erfolgreich plastisch gedeckt werden. Die nun 55-jährige Patientin erlitt danach eine fulminante Lungenembolie und musste erneut längerfristig intensivmedizinisch betreut werden.