Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - SEF006
DOI: 10.1055/s-0036-1593324

Endometriose und Infertilität – Wie radikal soll man operieren?

A Agic 1
  • 1Klinikum Mittelbaden Bühl, Gynäkologie und Geburtshilfe, Bühl, Deutschland

Hintergrund: Endometriose wird bei 6 – 10% aller Frauen im reproduktivem Alter diagnostiziert, bei Frauen mit frustranem Kinderwunsch wird die Häufigkeit des Auftretens mit 25 – 40% angegeben. Gerade die Therapie der Endometriose bei frustranem Kinderwunsch ist eine Herausforderung. Eine der effektivsten Therapieoptionen zur Erfüllung des Kinderwunsches ist die operative Sanierung durch die komplette Entfernung von Endometrioseherden.

Zielsetzung: Anhand der aktuellen Literatur werden die Indikationen zur operativen Sanierung und die Behandlungsoptionen je nach Ausprägung der Endometriose diskutiert.

Es werden auch eigene Daten zur Bedeutung der vollständigen operativen Sanierung bei minimaler und milder Endometriose (rASRM I und II) zur Verbesserung der Konzeptionschancen präsentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Unsere eigene Auswertungen zeigen, dass die komplette operative Sanierung bei minimaler und milder Endometriose neben der zu erwartenden Verbesserung der Schmerzsymptomatik auch einen Anstieg der Schwangerschaftsrate und eine Verkürzung der „time to pregnancy“ ermöglicht.

Auch wenn der kausale Zusammenhang zwischen Endometriose und Sterilität bislang nicht komplett aufgeklärt ist, stellt die Endometriose eine Einschränkung der Konzeptionchancen dar, die es zu beseitigen gilt. Eine operative Sanierung kann die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Konzeption erhöhen. Die operative Therapie der tiefinfiltrierenden Endometriose kann jedoch auch Komplikationen verursachen. Die Operation von Endometriomen kann zum Verlust der Eizellreserve führen. Auf der anderen Seite erhöht eine unsanierte ovarielle oder tiefinfiltrierende Endometriose die Risiken während einer Schwangerschaft. Aus diesen Gründen sollte die Indikation zur Operation unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile und der individuellen Situation der Patientin gestellt werden. Der Umfang der Behandlung ist mit der Patientin ausführlich zu besprechen und ein individuelles Ziel festzulegen.