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DOI: 10.1055/s-0036-1594088
Was wollen Sie denn – mein Mann ist doch gestorben! Erfahrungen mit einem niedrigschwelligen nachgehenden Konzept der Trauerbegleitung
Publication History
Publication Date:
13 December 2016 (online)
In der Palliativversorgung sprechen wir von der unit of care und meinen damit, dass wir nicht nur PatientInnen, sondern deren unmittelbares soziales Umfeld betreuen. Nehmen wir diesen systemischen Ansatz ernst, so können wir die Versorgung nach dem Tod des Patienten nicht beenden. Doch wie könnte eine sinnvolle Begleitung der An- und Zugehörigen nach dem Versterben einer nahen Bezugsperson aussehen? Gesprächsgruppen oder Trauercafés sind Angebote, die von einer überwiegend weiblichen Minderheit der Hinterbliebenen genutzt werden und sie haben eine relativ hohe Schwelle, da sie aktiv aufgesucht werden müssen. Hausbesuche sind bei mehreren Hundert Fällen pro Jahr sehr zeitaufwändig und vielleicht nicht immer willkommen. Der Ambulante Palliativdienst des Hospiz Luise in Hannover hat vor dem Hintergrund dieser Problematik ein Konzept niedrigschschwelliger nachgehender Trauerbegleitung entwickelt. Jeder nahe An- oder Zugehörige eines betreuten Patienten wird in der Regel drei bis sechs Monate nach dem Tod der Bezugsperson von einer Mitarbeiterin angerufen, die bisher nicht in der Versorgung involviert war. Profitiert der Angehörige von diesem Gespräch, wird der telefonische Kontakt bis zum Jahrestag des Versterbens fortgesetzt. Positive Rückmeldungen und eine hohe Akzeptanz zeigen, dass Hinterbliebene sich durch diese Kontakte gestützt und gehalten fühlen. Die Pflegenden schätzen diese Intervention, da sie sich in dem Wissen, dass es noch einen Kontakt geben wird, leichter aus der Versorgung zurückziehen können. Teil des Konzeptes ist auch eine kurze Information der Pflegenden über die Themen der Gespräche, dazu gehören auch Feedbacks über die Versorgungsqualität. Mehr als zehn Jahre Erfahrung mit diesem Konzept zeigen: der eher distanziert erscheinende telefonische Kontakt mit einer aussen stehenden Person ermöglicht relativ schnell ein große Tiefe des Gesprächs und er kann zeitlich unmittelbar an die Bedürfnisse des Gesprächspartners angepasst werden.