Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594144
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wahrnehmung von Fehlern in der Palliativmedizin aus Sicht des Patienten – eine qualitative Interviewstudie

I Kiesewetter
1   Klinikum der Universität München, Klinik für Anästhesiologie, München, Deutschland
,
C Schulz
2   King's College London, Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience, London, Vereinigtes Königreich
,
C Bausewein
3   Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der LMU München, München, Deutschland
,
R Fountain
4   Harvard University Children's Hospital, Department of Psychosocial Oncology and Palliative Care, Boston, Vereinigte Staaten von Amerika
,
A Schmitz
5   LVR Clinic of Psychiatry, Psychosomatic and Psychotherapy for children and adolescence, Viersen, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Hintergrund:

Die Themen Fehler in der Medizin und Patientensicherheit sind in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus des öffentlichen aber auch des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Palliative Care (PC) hat sich bisher jedoch nur wenig mit dem Thema beschäftigt und es gibt nur wenige Studien mit vorwiegend quantitativem Forschungsansatz. Ziel der Studie war es, die Meinung von Palliativpatienten zu Fehlern und ihre Wahrnehmung von Fehlern in PC zu untersuchen.

Methoden:

Semi-strukturierte Interviewstudie mit Palliativpatienten. Einschlusskriterium war die palliativmedizinische Behandlung (stationär oder ambulant) von mindestens einer Woche Die Interviews wurden wörtlich transkribiert und entsprechend der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert.

Ergebnisse:

Es wurden 12 Patienten von zwei deutschen Zentren interviewt (7 Frauen, Median 63,5 Jahre, Range 22 – 90 Jahre), im Median wurden die Patienten zum Zeitpunkt des Interviews 28 Tage in der PC versorgt (Range 10 – 180 Tage). Elf Patienten litten an einer malignen Grunderkrankung. 96 Kategorien konnten aus dem Rohmaterial extrahiert und den folgenden elf Überbegriffen zugeordnet werden: Definition, Unterschiede, Art, Ursache, Konsequenz, Bedeutung, Erkennen, Umgang, Vermeidung, Beteiligte und Betroffene.

Im Rahmen eines deduktiven Models wurden aus diesen Überbegriffen Fehler-Theorien abgeleitet und auf den drei Ebenen Definition, Art und Prozess angeordnet. Unter Art wurden 23 Kategorien subsummiert, von denen 12 Kategorien als spezifisch für den Kontext der PC angesehen werden.

Schlussfolgerung:

Es gibt verschiedene Aspekte von Fehlern in der PC, die aus Sicht der Patienten als spezifisch für diesen Fachbereich angesehen werden können. Vor allem diese Aspekte sollten mehr Beachtung finden und genauer untersucht werden. Die Daten dieser Studie können als gedankliche Landkarte dienen um im Rahmen zukünftiger Studien einzelne Aspekte von Fehlern in der PC tiefergehend zu untersuchen.