Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594163
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bis dass der Tod Euch scheidet – gemeinsame Suizide von Ehepaaren bei Erkrankung eines Partners

S Lorenzl
1   Paracelsus Medical University, Institute of Nursing Science and Practice, Salzburg, Österreich
2   Krankenhaus Agatharied, Neurologie und Palliativmedizin, Hausham, Deutschland
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

Gemeinsame Suizide von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen und Ihren Angehörigen sind ein in der letzten Zeit gehäuft auftretendes Phänomen. Das zunächst ungewöhnlich erscheinende Vorgehen basiert nicht selten auf dem gegenseitigen Versprechen den Partner nicht alleine zu lassen. Die Suizidhandlung wird stets sorgfältig geplant und in der Regel hilft der erkrankte Partner dem Gesunden bei Suizid. Hierbei kann es vorkommen, dass der Erkrankte unfreiwillig überlebt.

Methodik:

Wir beschreiben 4 Fallberichte von Ehepaaren, bei denen eine Partner unter einer neurodegenerativen Erkrankung bzw. in einem Fall unter einem Pankreaskarzinom litten und bei denen die geplante Suizidhandlung nicht gelungen ist, so dass entweder beide oder der erkrankte Partner überlebten.

Ergebnisse:

Die Patienten waren entweder an einer Demenz oder einem Parkinsonsyndrom bzw. einem Pankreaskarzinom erkrankt. Durch unsachgemäße Einnahme von Substanzen kam es in zwei Fällen zum Tode des Partner in zwei Fällen zu schweren Vergiftungserscheinungen des Partners ohne Todeswirkung. Die Erkrankte Person überlebte jeweils die Handlung und war dadurch schwer belastet. Initial erfolgte in 2 Fällen (diejeningen mit Todeswirkung) die Aufnahme in die Psychiatrie. Der Todeswunsch bestand bei denjenigen mit dem verstorbenen Partner weiter, bei denjenigen, die beide die Handlung überlebt hatten war kein Todeswunsch mehr vorhanden. Palliativmedizinische Betreuung hatte bei den beiden überlebenden Paaren eine große Bedeutung, bei denjenigen, bei denen die Partner durch ihre Hand umgekommen waren, wurde eine palliativmedizinische Betreuung abgelehnt.

Schlussfolgerungen:

Suizidabsichten aufgrund einer neurodegenerativen Erkrankung sind kein seltenes Phänomen und sollten vom behandelnden Arzt offen angesprochen werden. Insbesondere Ehepaaren sollte nicht nur medizinische sondern auch psychosoziale Begleitung angeboten werden. Das frühe Einbinden von Palliative Care erscheint hier hilfreich.