Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594172
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einsatz von Dolmetschern in narrativen Gesprächssituationen – Erfahrungen aus der palliativmedizinischen Forschungspraxis

C Banse
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
S Owusu-Boakye
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
M Jansky
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
G Marx
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
,
F Nauck
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

In der Literatur wird empfohlen, professionelle Dolmetscher bei empirischen Forschungsprojekten zu Menschen mit Migrationshintergrund (MMM) einzusetzen. Häufig fehlt jedoch ein routinierter Umgang mit dem Einsatz von Dolmetschern. Stattdessen wird, was naheliegend scheint, auf familiäre Dolmetscher zurückgegriffen. Doch Familienangehörige können durch diese Aufgabe überfordert sein, da Rollenkonflikte entstehen und Inhalte nicht entsprechend dargestellt werden können. Basierend auf ersten Erfahrungen in der Nutzung von Dolmetschern in einer empirischen Studie, soll der Frage nach deren Bedeutung für die Durchführung qualitativer Interviews nachgegangen werden: Wann erleichtern Dolmetscher die Kommunikation mit MMM? Welchen Einfluss haben sie auf den Forschungsprozess?

Methodik:

Qualitatives Design; biographisch narrative Interviews mit Patienten mit Migrationshintergrund, Einsatz von Dolmetschern; interpretative Auswertung mit Grounded Theory.

Ergebnis:

Erste Erfahrungen aus der Forschungspraxis zeigen, dass Dolmetscher nicht nur übersetzen, sondern erheblichen Einfluss auf die Interviewsituation haben. Dolmetscher fungierten bei der Rekrutierung von MMM als weitere Gatekeeper neben dem medizinischen Personal. In der Interviewsituation kam es zu Überschreitungen des Aufgabenbereichs, indem Aushandlungsprozesse zwischen Dolmetschern und Projektmitarbeitern stattfanden. Bei Sprachbarrieren wurde eine hohe Abhängigkeit der MMM wie auch der Projektmitarbeiter von den Dolmetschern sichtbar. Diese führte in ein Vertrauen müssen in die Kompetenzen des Dolmetschers.

Schlussfolgerung:

Die Rolle von Dolmetschern sollte, auch bei einer vorliegenden Professionalisierung, präzise und ggf. mehrmals im Forschungsprozess geklärt werden, da Dolmetscher den Interviewverlauf mitgestalten. Es empfiehlt sich, dass die Dolmetscher in der Übersetzung längerer Erzählpassagen ausgebildet sind. Zudem sollte ein Vertrauensverhältnis zwischen allen Beteiligten angestrebt werden.