kma - Klinik Management aktuell 2017; 22(03): 32
DOI: 10.1055/s-0036-1594476
Politik
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Kommentar: Raus aus der Passivität!

Sabine Rössing
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. März 2017 (online)

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(Foto: privat)

Routiniert tragen Vertreter der Krankenhausmedizin das Versprechen vor sich her, eine Versorgung anzubieten, die sich an den Bedürfnissen ihrer Patienten orientiert. Doch gelingt es ihnen mehrheitlich nicht, ihren Patienten die Qualitätsprinzipien ärztlicher und pflegerischer Arbeit zu erklären. Zumindest nicht in den dafür vom Gesetzgeber vorgesehenen Qualitätsberichten. Diese sollten ursprünglich dazu beitragen, das Leistungsgeschehen in deutschen Krankenhäusern transparenter zu machen und Patienten damit die Wahl der richtigen Klinik zu erleichtern.

Die Bilanz ist ernüchternd. Statt mit innovativen Darstellungsformen in die Offensive zu gehen, mühen sich die Qualitätsbeauftragten mit der lustlosen Aneinanderreihung endloser Tabellen. Statt Orientierung anzubieten, zieht sich die Branche hinter gesetzliche Mindestanforderungen zurück. Gut zehn Jahre, nachdem Qualitätsberichte zur Vorschrift wurden, sind sie als Informationsmedium völlig unbekannt, kaum ein Patient nutzt sie. Daran trägt der G-BA, welcher nach dem Willen des SGB V darüber wachen soll, dass „die Ergebnisse von Qualitätssicherungsmaßnahmen (…) in einer für die Allgemeinheit verständlichen Form“ veröffentlicht werden, wegen seiner sperrigen Vorgaben zu Inhalten und Gestaltung durchaus mit Schuld.

In die Informationslücke stoßen andere. Etwa die Krankenkassen, welche – sehr zum Ärger mancher Klinikträger – auf ihren Bewertungsportalen jene Erklärungen und Vergleiche anbieten, vor denen die Kliniken selbst zurückschrecken. Ironischerweise greifen sie dabei auch auf die Qualitätsberichte der Krankenhäuser zurück. Die Klinikträger selbst verhalten sich passiv verzichten darauf, die Darstellung ihrer Arbeit im Vergleich mit anderen selbst zu gestalten.

Es ist nicht ein Mangel an Fakten, welcher Qualitätsberichte zum untauglichen Informationsinstrument macht. Vielmehr ist es die schlecht und lieblos sortierte Fülle. Wer sich einmal im Selbstversuch am heimischen Laptop durch 800 Seiten pro Krankenhaus gequält hat, versteht das Problem schnell.

Jetzt sollen Qualitätsberichte also verständlicher werden. Wieder soll der G-BA Kriterien für die Umsetzung formulieren. Doch augenscheinlich rangiert das Thema nicht sehr weit oben auf der internen To-do-Liste. Ein idealer Zeitpunkt für innovative Klinikbetreiber, dieses Feld für sich zu besetzen und damit zu dokumentieren, dass es ihnen ernst ist mit dem Dialog auf Augenhöhe.