Pneumologie 2016; 70(12): 826-830
DOI: 10.1055/s-0036-1596075
Abstract
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie einer Interferon beta-1b assoziierten pulmonal-arteriellen Hypertonie

M Lerche
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Pneumologie
,
H Wirtz
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Pneumologie
,
F Then Berg
2   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Neurologie
,
HJ Seyfarth
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung Pneumologie
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Publication Date:
08 December 2016 (online)

 

Einleitung:

Die medikamenten-assoziierte pulmonal-arterielle Hypertonie ist eine seltene Form der pulmonal-arteriellen Hypertonie, die möglicherweise auch durch Interferone ausgelöst werden kann. Aufgrund ihrer antiviralen und immunmodulatorischen Wirkung kommen sie unter anderem in der Hepatitis und Multiple Sklerose Therapie zur Anwendung. Der Zusammenhang von Interferon-alpha und pulmonal-arterieller Hypertonie ist bereits mehrfach berichtet worden, für Interferon beta liegen bisher nur wenige Fallberichte vor.

Fallbericht:

Wir berichten über eine 53-jährige Patientin, die 2008 an einer schubförmig verlaufenden Multiplen Sklerose erkrankte. Unter Basistherapie mit Interferon beta-1b blieb die Erkrankung stabil. Sieben Jahre nach Therapiebeginn wurde die Patientin auf Grund einer Rechtsherzdekompensation symptomatisch: nach Ausschluss aller Differentialdiagnosen wurde die Diagnose einer medikamentös-assoziierten pulmonal-arteriellen Hypertonie gestellt. Die Interferon-Therapie wurde zunächst beendet. Drei Monate nach Absetzen der Medikation erfolgte eine invasive Reevaluation der Hämodynamik, die einen progredienten pulmonal-arteriellen Hypertonus zeigte. Daraufhin erhielt die Patientin entsprechend den aktuellen Empfehlungen der Leitlinie eine vasodilatative Kombinationstherapie mit Macicentan und Sildenafil.

Ergebnisse:

Vier Monate nach Therapiebeginn zeigt die Patientin keine Zeichen der Rechtsherzdekompensation. Die kardiale Funktion hat sich, ablesbar am NT pro BNP (Abfall um 1270 ng/l), deutlich gebessert. Die Besserung der körperlichen Belastbarkeit bildet sich im 6-Minuten-Gehtest in einer Zunahme der Gehstrecke um 60 Meter und einem verminderten Belastungsempfinden (Borg 0) ab.