Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 192-200
DOI: 10.1055/s-0036-1597739
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rezidivzystozele nach vaginaler Netzinterposition – minimal invasives Therapiemanagement

KJ Huber
1   Klinik für Urogynäkologie, Deutsches Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin
,
J Marschke
1   Klinik für Urogynäkologie, Deutsches Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin
,
R Tunn
1   Klinik für Urogynäkologie, Deutsches Beckenbodenzentrum, Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin
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Publication History

Publication Date:
06 March 2017 (online)

 

Einleitung:

Die anteriore vaginale Netzinterposition (mit Elevate anterior®) wird zur Therapie der Rezidivzystozele genutzt und weist im Vergleich zur klassischen anterioren Kolporrhaphie deutlich niedrigere Redizivraten auf. Bei Netzkomplikationen muss symptomorientiert vorgegangen werden. Im Falle einer Rezidivzystozele nach Netzeinlage ist die sonographische Untersuchung notwendig, um einen defektorientierten Therapieplan zu entwickeln. Häufig ist ein minimal-invasives Vorgehen möglich und es kann auf eine vollständige Netzentfernung verzichtet werden.

Zielsetzung:

Der Ultraschall ist das wichtigste bildgebende Verfahren für die Diagnose der Redizivzystozele nach Netzeinlage. Bei Netzversagen wird zwischen apikalem und distalem Defekt unterschieden (Level 1- und Level 2-Defekt). Ein apikaler Netzdefekt erfordert eine Fixation im apikalen Bereich, zum Beispiel im Sinne einer Kolposakropexie. Ein distaler Defekt kann durch eine unpassende Größe oder Weite des eingelegten Netzes oder durch eine Dislokation vom Blasenhals zustande kommen.

Methoden:

Wir berichten über ein transvaginales Operationsverfahren bei der symptomatischen Rezidivzystozele mit Level 2-Defekt aufgrund eines zu weiten Netzes. Nach medianer Kolpotomie wird zunächst auch das Netz durchtrennt. Anschließend wird dieses von Vaginalhaut und subvesikalem endopelvinen Bindegewebe abpräpariert, sodass es eine separate Schicht darstellt. Um den Druck auf Netz und Kolpotomie zu reduzieren, wird das Bindegewebe zwischen Netz und Blase wie bei der klassischen anterioren Kolporraphie gerafft. Anschließend wird das Netz getrimmt und spannungsfrei mit nicht-resorbierbaren Einzelknopfnähten readaptiert und die Kolpotomie verschlossen.

Diskussion:

Der zurückhaltende Umgang mit transvaginalen Netzen in der Deszensuschirurgie wird mit dem Auftreten möglicher Komplikationen (Erosion, Dyspareunie und Rezidiv) begründet. Die Therapie bei einer solchen Komplikation besteht üblicherweise in der kompletten chirurgischen Entfernung des Netzes, ein vergleichsweise invasiver Eingriff, der eine Rückkehr der Senkungssymptomatik mit sich bringt. Wir empfehlen bei der Rezidivzystozele eine sorgfältige sonographische Defektlokalisation und eine defektorientierte Therapie. Dies muss nicht immer eine vollständige Netzentfernung bedeuten, sondern es kann wie bei der hier beschriebenen Technik häufig minimal-invasiv und netzerhaltend operiert werden. Das Netz kann als zusätzliche Schicht stabilisierend genutzt werden.