Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598324
Posterbegehung – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Pneumologische Intensivmedizin – Ute Achtzehn/Chemnitz, Jens Geiseler/Marl
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pulmonale und nicht pulmonale Risikofaktoren zur Entwicklung eines hyperkapnischen Atempumpversagens – eine retrospektive Analyse

A Grünewaldt
1   Medizinische Klinik I, Innere Medizin, Pneumologie, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität
,
N Fritsch
2   Universitätsklinikum Frankfurt
,
N Filmann
3   Institut für Biostatistik und Mathematische Modellierung, Universität Frankfurt
,
TOF Wagner
1   Medizinische Klinik I, Innere Medizin, Pneumologie, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 

Frage:

Das hyperkapnische Atempumpversagen kann als Komplikation bei fortgeschrittener COPD im Rahmen akuter Exazerbationen zu akut lebensbedrohlichen respiratorischen Azidosen führen.

Wir beschäftigten uns in einer retrospektiven Auswertung mit der Frage, ob pulmonale und nicht pulmonale Risikofaktoren die Entwicklung einer Hyperkapnie im Erkrankungsverlauf abschätzen lassen.

Methodik:

Retrospektiv wurden 250 Fälle von COPD-Patienten ausgewertet, die im Zeitraum 01/2011 bis 03/2015 in unserer Klinik bei Exazerbation behandelt wurden. Erfasst wurden lungenfunktionelle Parameter (FEV1, VC, RV/TLC), Laborparameter (Hämoglobin, Kreatinin, GOT/GPT bei Aufnahme), klinische Parameter (BMI, Vorhofflimmern bei Aufnahme) und anamnestische Parameter (Nikotinabusus, system. Kortisontherapie). Mittels logistischer Regression und ROC-Analyse wurde überprüft, ob bei Aufnahme hyperkapnische Patienten eine signifikante Risikokonstellation hinsichtlich der erfassten Parameter aufwiesen im Vergleich zu Normokapnikern.

Die Daten wurden über eine Excel-Tabelle erfasst und mit dem Rechenprogramm BiAS ausgewertet.

Ergebnisse:

Die univariate Regressionsanalyse zeigte, dass eine Erniedrigung von FEV1 und VC ebenso wie eine Erhöhung des Quotienten RV/Tlc signifikant mit Hyperkapnie korrelieren, wenngleich im mulltivariaten logistischen Modell nach schrittweisem Abbau lediglich die FEV1 im Modell verblieb. Mittels ROC-Analyse wurde als optimaler Trennpunkt eine FEV1 von 0,8 l ermittelt, wobei sich eine Sensitivität von 0,62 sowie eine Spezifität von 0,79 ergaben.

Die übrigen klinischen und laborchemischen Parameter zeigten keine signifikante Korrelation mit Hyperkapnie.

Schlussfolgerung:

Trotz Berücksichtigung der Schwächen einer retrospektiven Analyse überrascht das Ergebnis, als dass wir bislang davon ausgingen, dass bestimmte konstitutionelle Voraussetzungen (wie Über- oder Untergewicht) das Risiko eines Atempumpversagens deutlich beeinflussen.

Wir halten eine prospektive Registerstudie zur Bestätigung dieser Ergebnisse für notwendig, um Risikopatienten engmaschiger zu überwachen und das Auftreten akuter respiratorischer Azidosen zu reduzieren.