Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598325
Posterbegehung – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Pneumologische Intensivmedizin – Ute Achtzehn/Chemnitz, Jens Geiseler/Marl
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welches Beatmungsziel: Atmungsentlastung oder Lungenprotektion? Eine Kasuistik

G Laier-Groeneveld
1   Med Klinik II, Klinikum Niederrhein, Ejk Oberhausen
,
K Krause
1   Med Klinik II, Klinikum Niederrhein, Ejk Oberhausen
,
Y Abazed
1   Med Klinik II, Klinikum Niederrhein, Ejk Oberhausen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 

Es gibt 2 Beatmungsziele: die lungenprotektive Beatmung LB mit einem Atemzugvolumen von 6 ml/kg und hohem PEEP und die atmungsentlastende Beatmung AB mit hohem Atemzugvolumen, normalem pCO2 und niedrigem oder keinem PEEP.

Methode:

Wir konnten einen Patienten untersuchen, der einer AB und einer LB unterzogen wurde.

Kasuistik:

Der 56-jährige Patient wurde spontanatmend auf die Intensivstation gebracht mit exazerbierter COPD, posttuberkulösen Herden, pCO2 von 77 mmHg, normoxisch unter Sauerstoff, wechselnd kontaktierbar, passager hypotherm und phasenweise therapiepflichtig hypoton.

Unter AB konnte der pCO2 ohne Sedativa normalisiert werden. Es erfolgte eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz, eine Broncholyse und Antibiose. Darunter kam es zu einem Rückgang von CRP, Procalcitonin, Kreatinin und der Leberwerten.

Aus strukturellen Gründen wurde er verlegt. Das Atemzugvolumen wurde auf 350 ml reduziert. Dadurch stieg der pCO2 auf 70 bis 100 mmHg an, der pH fiel auf 7,15 ab. Unter Sedation stieg der Katecholaminbedarf. Die Bilanz war positive mit 5 l pro Tag zur Stabilisierung des Blutdrucks. Es kam zum Anstieg des CRP, des Procalcitonin, des Kreatinins und der Leberwerte. Der Patient verstarb am Multiorganversagen.

Diskussion:

Unter AB war die Hyperkapnie gebessert. Hinweise auf eine schwere Infektion oder ein Organversagen gab es nicht. Auf die LB unter der Annahme Sepsis umgestellt. Der folgende Verlauf wäre allein durch die Therapie zu erklären. Die Intubation erhöht das Sterblichkeitsrisiko. Die permissive Hyperkapnie führt zur Vasodilatation und Hypotonie. Hohe Sedativa senken den Blutdruck und erfordern steigende Katecholamine. Die Flüssigkeitszufuhr führt zum interstitiellen Ödem in der Lunge mit zunehmender Hypoxie und in der Niere zum progredientem Organversagen.

Schlussfolgerung:

Die LB bringt ein hohes Risiko durch die Intubation, die tiefe Sedation, die positive Flüssigkeitsbilanz und die schwere Immobilisierung mit sich, im Gegensatz zur nichtinvasiven AB. Daher ist ein randomisierter Vergleich dringend erforderlich.