Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598422
Freie Vorträge – Sektion Endoskopie
Freie Vorträge der Sektion Endoskopie – Ralf Eberhardt/Heidelberg, Manfred Wagner/Nürnberg
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Weite der Stimmbandebene und Atemfluss bei Patienten mit unterschiedlichen Lungenfunktionsstörungen

J Winantea
1   Abteilung für Interventionelle Pneumologie, Ruhrlandklinik – Universitätsklinikum Essen
,
K Darwiche
1   Abteilung für Interventionelle Pneumologie, Ruhrlandklinik – Universitätsklinikum Essen
,
L Freitag
2   Pneumologie, Universitätsspital Zürich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 

Einleitung:

Vocal Cord Dysfunction (VCD) ist eine funktionelle Störung des Kehlkopfs, die einen Asthmaanfall imitieren kann. Um die Relevanz und den Schweregrad einer VCD beurteilen zu können, muss man wissen, was normal bzw. physiologisch ist. Wir haben prospektiv den Zusammenhang von Stimmbandbewegung und Lungenfunktion mittels Endospirometrie untersucht.

Methode:

Patienten, bei denen eine klinische Indikation für eine flexible Bronchoskopie bestand, wurden eingeschlossen. Bei der Endospirometrie des Larynx wurden das endoskopische Bild und der Atemfluss (Pneumotachograph) zeitgleich aufgezeichnet. Dieses Video wurde frame by frame analysiert. Es wurden die minimalen und maximalen Öffnungswinkel der Stimmbänder gemessen und der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Atemfluss und der Glottisweite analysiert.

Ergebnis:

Untersucht wurden 52 Patienten mit normaler Lungenfunktion (n = 10), obstruktiver (n = 30), restriktiver (n = 10) und gemischter (n = 2) Ventilationsstörung. Sowohl der maximale Winkel (Mittelwert 47 °, Bereich 19 – 71 °) als auch minimale Winkel (Mittelwert 31 °, Bereich 13 – 67 °) zeigten eine breite Streuung. Es konnte ein signifikant größerer maximaler Winkel und eine größere Winkelamplitude bei Patienten mit obstruktiver Ventilationsstörung im Vergleich zu nicht-obstruktiven Patienten nachgewiesen werden (p < 0,05). Besonders deutlich korrelierte ein geringerer FEV1% Soll mit einer größeren Winkelamplitude (r = 0,51). In Ruheatmung wurde eine Phasenverschiebung zwischen dem Atemfluss und der Glottisweite in unterschiedlichem Ausmaß bei allen Patienten beobachtet.

Zusammenfassung:

Die Stimmbandbewegung scheint unter anderen mit der Lungenfunktion zusammenzuhängen, zeigt aber eine sehr breite Streuung. Für die Diagnose und den Schweregrad einer VCD können weder die Weite der Stimmbandöffnung bei Normalatmung noch spirometrische Werte allein als Kriterium genutzt werden. Das Ausmaß der Phasenverschiebung zwischen Flow und Glottisweite scheint relevant zu sein.