Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598461
Posterbegehung – Sektion Pneumologische Onkologie
Lungenkarzinom II – Jens Kollmeier/Berlin, Andreas Gröschel/Aachen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rhesus CE-Expression auf Erythrozyten ist unabhängiger Prognosefaktor beim Adenokarzinom der Lunge

AB Schulze
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
LH Schmidt
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
L Baie
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
A Kümmel
2   III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Mainz
,
M Mohr
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
D Görlich
3   Institut für Statistik und Biometrie, Universitätsklinikum Münster
,
H Hillmann
4   Transfusionsmedizin, Universitätsklinikum Münster
,
W Berdel
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
,
W Hartmann
5   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Münster
,
R Wiewrodt
1   Schwerpunkt Pneumologie, Medizinische Klinik A, Universitätsklinikum Münster
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 

Einleitung:

Erythrozytäre ABO-Blutgruppenantigene können die Entwicklung und den Verlauf von distinkten soliden Tumoren (z.B. Magenkarzinom) beeinflussen, wobei die Bedeutung von Rhesusantigenen beim Lungenkarzinom noch nicht untersucht wurde.

Methoden:

N = 1.047 Patienten mit Nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) aller Stadien wurden hinsichtlich des diagnostischen und prognostischen Werts der Rhesusblutgruppe untersucht. Eine zweite Kohorte von n = 340 primär operierten Stadium I-III Patienten mit NSCLC diente zur Auswertung mittels In-situ Hybridisierung CD47-Antikörper-gefärbter Gewebe, um Korrelationen von CD47, Histopathologie und Rhesuseigenschaft zu gewinnen.

Ergebnisse:

Bei 516 Patienten (49%) lagen Blutgruppeneigenschaften vor. Rhesus D zeigte keinen Einfluss auf Verlauf und Prognose. Für Rhesus CE (RhCE) ergaben sich sieben beobachtete Phänotypen: seltene Phänotypen erforderten die Gruppierung in die RhCE-Gruppen ‚··ee‘, ‚ccE·‘ und ‚C·E·‘. Im Adenokarzinom zeigten Rh··ee-Patienten univariat (p < 0,001) als auch multivariat (p < 0,001) ein verbessertes Gesamtüberleben (Median 29 (21,2 – 36,8) Monate; HR 1,00 [Index]) verglichen zu RhccE·-Patienten (Median 19 (1,9 – 36,1) Mon.; HR 1,76 [1,15 – 2,70]) und RhC·E·-Trägern (Median 10 (7,4 – 12,6) Mon.; HR 2,65 [1,70 – 4,12]). Rh··ee Adenokarzinom-Patienten im Stadium IV wiesen gegenüber den anderen RhCE-Gruppen seltener ZNS-Metastasen (p = 0,014) sowie eine kleinere Metastasengesamtzahl (p = 0,032) auf. Mittels In-situ Hybridisierung mit einem CD47-Antikörper fand sich eine Assoziation der CD47-Positivität (IRS 1 – 3) zum Adenokarzinom (n = 340, p = 0,048). Bei Fällen mit vorhandener Blutgruppe (n = 51) wurde der prognostische Benefit von Rh··ee vs. RhccE· und RhC·E· bestätigt (p = 0,001), hier insbesondere bei CD47-positiven Adenokarzinomen (p = 0,008). CD47-negative Non-Adenokarzinome zeigten einen inversen Effekt mit prognostisch günstigerem Verlauf für RhccE· oder RhC·E· (p = 0,046).

Schlussfolgerung:

Die erythrozytäre RhCE Expression könnte ein unabhängiger prognostischer Faktor zur Beurteilung des Gesamtüberlebens im Adenokarzinom der Lunge sein. Eine CD47-RhCE beeinflusste erythrozytär-immunologische Interaktion mit dem Tumor als Faktor für Metastasierung wird vermutet.