Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598484
Posterbegehung – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Posterbegehung pneumologische Infektiologie – Sebastian R. Ott/Bern, Jessica Rademacher/Hannover
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungeninfiltration bei Reihenuntersuchung von Flüchtenden – nicht immer ist es TBC

M Weise
1   Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer
,
K Täubert
1   Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer
,
K Oberdorfer
2   Labor Limbach
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Publication Date:
23 February 2017 (online)

 

Wir berichten über einen 25-jährigen, klinisch gesunden männlichen Flüchtling aus Bangladesch, bei dem in einer Röntgenreihenuntersuchung (RRU) des Gesundheitsamtes ein auffälliger Thoraxbefund erhoben und der mit dem V.a. eine Lungentuberkulose stationär aufgenommen wurde. Die Anamnese mit Dolmetscher (Urdu) verblieb unergiebig, v.a. inbezug auf pulmonale Symptome. In drei Sputumproben am Morgen konnte weder mikroskopisch noch mittels PCR M. tuberkulosis nachgewiesen werden. Der Interferon-γ-release-Assay (QFT-GOLD®) auf M. tuberkulosis war ebenfalls negativ. Im Diff.-Blutbild fiel eine ausgeprägte Eosinophilie und im Serum eine starke IgE-Erhöhung auf. Die zur Differentialdiagnose durchgeführte CT-Untersuchung der Thoraxorgane zeigte beidseitige, z.T. vernarbende, z.T. verkalkende Infiltrate und mediastinale und hiläre, ebenfalls mit Kalkeinstreuungen auffällige Lymphknoten. In der entnommenen Stuhlprobe liess sich Strongyloides stercoralis (Zwergfadenwurm) nachweisen. In der Zusammenschau der Befunde diagnostizierten wir eine Helminthose mit pulmonalem Befall im Sinne eines Löffler-Syndromes und behandelten den Patienten mit Mebendazol (Vermox®) 2 × 300 mg/d über drei Tage. Die erste Kontroll-Stuhluntersuchung resultierte unauffällig. Röntgenreihenuntersuchungen (RRU) sind aufgrund sinkender Tbc-Inzidenz in Deutschland seit Beginn der 80ger Jahre des vergangenen Jhdts. gesetzlich nur noch in Ausnahmefällen und per Landesverordnung durchführbar. Auf dem Hintergrund stark steigender Flüchtlingszahlen stellen sich für solche Untersuchungsreihen neue Fragestellungen und andere Beurteilungskriterien, je nach Herkunft und Reisewegen. Die Strongyloidiasis gehört zu den „neglected tropical diseases“ und verläuft, wie viele Wurmerkrankungen, beim immunkompetenten Pt. oft paucisymptomatisch, v.a. in Endemiegebieten (feucht-tropisches Klima) aber nicht selten rekurrierend (Endo-, bzw. Exo-Autoinfektion). In unserem Fall postulieren wir einen asymptomatischen, chronischen Befall mit seltenen kalzifizierten pulmonalen Vernarbungen und hilären und mediastinalen Lymphknoten.