Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599163
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der natürliche Verlauf von zervikalen intraepithelialen Neoplasien in Abhängigkeit vom Erkrankungsalter: eine gepoolte Analyse

C Bekos
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
R Schwameis
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
G Heinze
2   Institut für Klinische Biometrie, Medizinische Universität Wien
,
M Gärner
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
C Grimm
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
E Joura
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
4   Karl Landsteiner Institut für allgemeine Gynäkologie und experimentelle, gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
H Reinhard
3   Universitätsklinik für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
A Reinthaller
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
4   Karl Landsteiner Institut für allgemeine Gynäkologie und experimentelle, gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
,
S Polterauer
1   Comprehensive Cancer Center, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
4   Karl Landsteiner Institut für allgemeine Gynäkologie und experimentelle, gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Hintergrund:

Das Erkrankungsalter ist ein wesentlicher Faktor, der den natürlichen Verlauf zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN) beeinflusst. Ziel dieser Studie war es den histologischen Verlauf von CIN bei jungen Patientinnen während eines abwartenden Management zu untersuchen.

Methodik:

In diese Analyse wurde 783 Patientinnen eingeschlossen, die 2006 – 2010 mit CIN an unserer Ambulanz am AKH Wien vorstellig wurden. Für den Studieneinschluss war zumindest eine Kolposkopie-gezielte Biopsie zur histologischen Sicherung der Diagnose und eine abwartende Beobachtung von mindestens 3 Monaten erforderlich. Die histologischen Ergebnisse der Erstvorstellungen und Folgevisiten wurden gesammelt und am Ende des Beobachtungszeitraumes Progressions-, Persistenz- sowie Regressionsraten berechnet und uni- und multivariate Analysen durchgeführt. Anschließend wurden ein Literaturreview und eine gepoolte Analyse aller publizierten Fälle durchgeführt.

Resultate:

In unserer Studienkohorte wurde CIN I, II und III bei 42,5%, 26,6% und 30,9% der Patientinnen diagnostiziert. Das mittlere (SD) Erkrankungsalter betrug 33,41 (9,53) Jahre. Jüngere Patientinnen hatten höhere Raten von Regression und kompletter Remission und niedrigere Persistenz- bzw. Progressionsraten (p < 0,001). Frauen im Alter von < 25, 25 < 30, 30 < 35, 35 < 40 Jahren zeigten Regressionsraten von 44,7%, 33,7%, 30,9% und 27,3% (p < 0,001). Die mittlere (SD) Dauer bis zur Regression betrug 8,3 (5,5) Monate. Die multivariate Analyse demonstrierte den Einfluss des Alters (p = 0,006) auf die Regressionsraten unabhängig vom CIN Grad (p < 0,001), und dem Vorliegen einer high-risk-HPV Infektion (p < 0,001). Die gepoolte Analyse bisher publizierter Fälle und unserer Kohorte zeigte ein vergleichbares Ergebnis.

Conclusio:

Das Patientenalter hat einen entscheidenden Einfluss auf den natürlichen Verlauf von CIN. Der Einfluss ist unabhängig vom CIN Grad und dem Vorliegen einer high-risk-HPV Infektion. Jungen Patientinnen mit Kinderwunsch sollte, wenn bestimmter Sicherheitskriterien erfüllt sind, ein konservatives, abwartendes Management angeboten werden. Die Ergebnisse der gepoolten histologischen Verlaufskontrollen können für die Beratung von Patientinnen hilfreich sein.