Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599178
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metastasiertes Mammakarzinom – oder?

J Reisinger
1   Univ. Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Graz
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Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Einleitung, Fragestellung:

Bei Patientinnen mit Mammakarzinomen in frühen Stadien, bei denen eine Ausbreitung außerhalb der Brust nicht anzunehmen ist, müssen Staginguntersuchungen nicht unbedingt durchgeführt werden.

Methoden und Ergebnisse:

Fallbericht. Bei dieser multimorbiden Patientin (DM II, vaskuläre Vorerkrankungen) wurde schon vor histologischer Sicherung des Mammakarzinoms eine CT-Thorax Untersuchung bei rezidivierendem Husten durchgeführt. So wurde die Patientin bereits mit Verdacht auf metastasiertes (Lunge) Mammakarzinom zugewiesen. Die histologische Sicherung des Mammakarzinoms erfolgte durch eine sonografisch gezielte Stanzbiopsie. Es zeigte sich ein Hormonrezeptor-positives, Her2/neu-negatives Karzinom. Es wurde auch entschieden, eine histologische Abklärung der auffälligen Herde in der Lunge durchzuführen. Unter in der Zwischenzeit eingeleiteten antihormonellen Therapie zeigten die Lungenherde keine Veränderung. Nach jedoch mehrmaliger nicht aussagekräftiger Befunde wurde schließlich eine Keilresektion der Lunge durchführt. Es im Rahmen dieser Operation und des nachfolgenden Aufarbeitung stellte sich die Diagnose einer Tuberkulose.

Diskussion:

Nur etwa 5% der Patientinnen mit Mammakarzinom haben zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits Metastasen. In einer Metastase kann sich die Rezeptorexpression verändern und muss nicht dem im Primärtumor entsprechen, deshalb kann eine histologische Abklärung sinnvoll sein. Ausgehend vom klinischen Bild (cT1, cN0) des Karzinoms der Patientin wäre eine Metastasierung nicht anzunehmen gewesen. Aufgrund der gleich zu Beginn durchgeführten Bildgebung musste man die metastatische Ausbreitung ausschließen.