Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599179
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präoperative Mangelernährung und Sarkopenie – Risikofaktoren für ein kürzeres Überleben von Patientinnen nach pelviner Exenteration?

V Seebacher
1   Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
2   Gynaecology Unit, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
,
M Nobbenhuis
2   Gynaecology Unit, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
,
A Rockall
3   Department for Radiology, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
,
A Sohaib
3   Department for Radiology, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
,
J Shepherd
2   Gynaecology Unit, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
,
D Barton
2   Gynaecology Unit, The Royal Marsden NHS Foundation Trust, London, United Kingdom
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Mangelernährung und insbesondere Muskelschwund, sog. Sarkopenie, haben einen nachteiligen Effekt auf das Überleben verschiedener Tumorentitäten und wurden mit einer schlechteren Verträglichkeit von Antitumortherapien und einer erhöhten perioperativen Morbidität assoziiert. Im Rahmen dieser Studie untersuchten wir die Auswirkung von Mangelernährung und Sarkopenie auf die perioperative Morbidität und das Überleben von Patientinnen nach pelviner Exenteration für ein rezidiviertes gynäkologisches Malignom.

Methodik:

Es wurden alle Patientinnen eingeschlossen, die zwischen 2000 und 2015 an der Gynaecology Unit des Royal Marsden Hospitals, London, aufgrund eines rezidivierten gynäkologischen Malginoms eine pelvine Exenteration erhielten. Retrospektiv wurden klinisch-pathologischen Daten, Risikofaktoren für Mangelernährung mithilfe eines Fragebogens, und der Skeletal Muscle Index (SMI) sowie die mittlere Muskeldichte (radiologischen Abschwächung der Muskulatur in Houndsfield Units (HU)) mittels präoperativer Computer Tomografie (CT) auf Höhe L3 erhoben. Unter Verwendung der 25. Perzentile als Cut-off für SMI und Muskeldichte wurden uni- und multivariable Überlebensanalysen durchgeführt. Logistische Regressionsanalysen wurden durchgeführt um Risikofaktoren für das Auftreten von schwerer postoperativer Morbidität zu untersuchen.

Resultate:

nsgesamt wurden 83 pelvine Exenterationen durchgeführt. Von 34 Patientinnen waren CT Bilder und von 36 Fragebögen auswertbar. Der mediane (IQR) BMI betrug 26,1 (23,7 – 32,2)kg/m2. Entsprechend des Royal Marsden Nutrition Screening Tools waren 22,2% mäßig und keine Patientin schwer mangelernährt. Patientinnen hatten eine mediane (IQR) Muskeldichte von 40,5 (31,0 – 44,1) HU und einen medianen (IQR) SMI von 43,6 (40,0 – 50,5). Acht Patientinnen (23,5%) waren aufgrund eines SMI < 41 cm2/m2 sarkopen. Es konnten keine Risikofaktoren für schwere postoperative Morbidität gefunden werden. In uni- und multivariablen Überlebensanalysen waren sowohl eine geringe Muskeldichte (p = 0,03; p = 0,009) als auch mäßige Mangelernährung (p = 0,001; p = 0,006) mit einem kürzeren Gesamtüberleben assoziiert.

Diskussion und Schlussfolgerung:

Anamnestische Mangelernährung und eine verminderte Muskeldichte sind mit einem kürzeren Überleben von Patientinnen nach pelviner Exenteration für ein rezidiviertes gynäkologisches Malignom assoziiert. Diese Information kann hilfreich für Operationsplanung und Aufklärungsgespräch sein.