Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 396-405
DOI: 10.1055/s-0037-1599182
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sequentielles Ansprechen eines platinsensitiven Ovarialkarzinomrezidivs auf Niraparib und Olaparib – ein Fallbericht

D Ulrich
1   Univ. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klin. Abtlg. Gynäkologie, Med. Univ. Graz
,
G Pristauz
1   Univ. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klin. Abtlg. Gynäkologie, Med. Univ. Graz
,
K Tamussino
1   Univ. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klin. Abtlg. Gynäkologie, Med. Univ. Graz
,
E Petru
1   Univ. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klin. Abtlg. Gynäkologie, Med. Univ. Graz
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Hintergrund:

PARP Inhibitoren werden kürzlich zur zielgerichteten Therapie des Ovarialkarzinoms eingesetzt. Niraparib zeigte im Rahmen der ENGOT-OV16/NOVA Studie [1] ein deutlich verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS) bei BRCA-negativen und -positiven platinsensitiven Ovarialkarzinomrezidiven. Ähnlich zeigte Olaparib einen deutlichen Vorteil in Bezug auf das PFS bei BRCA-mutierten Ovarialkarzinom-Patientinnen. Wir beschreiben den klinischen Verlauf einer Patientin, die eine erfolgreiche sequentielle Therapie mit 2 verschiedenen PARP-Inhibitoren erhielt.

Fallbericht:

Eine 56-jährige Patientin mit einem BRCA2-mutierten serös-papillären Ovarialkarzinom im Stadium FIGO IIIc, wurde diagnostisch laparoskopiert und aufgrund von Inoperabilität primär mit 3 Zyklen Carboplatin/Taxol/AMG neoadjuvant therapiert. Im Anschluss an das Intervall-Debulking erhielt sie 3 weitere Chemotherapie (CTX) Zyklen sowie 11 Zyklen Trebananib, ein Anti-Angiopoetin, im Rahmen der Trinova III-Studie, bis dieses wegen eines Glaukoms abgebrochen werden musste. 3 Monate nach Absetzen dieser Therapie zeigten sich Pleuraergüsse, weswegen eine Therapie mit 6 Zyklen Carboplatin/Caelyx eingeleitet wurde. Nach Beendigung dieser 2. Linien-CTX erhielt die Patientin Niraparib über 8 Monate im Rahmen der TESARO Studie und zeigte eine deutliche Remission der Pleuraergüsse und stable disease für 11 Monate. Bei erneuter Tumorprogression wurde Niraparib abgesetzt und die Patientin erhielt 6 Zyklen Carboplatin/Gemcitabin gefolgt von Olaparib 800 mg/Tag über 12 Monate bis heute. Unter dieser Therapie kam es erneut zu einer klinischen Remission und die Patientin ist derzeit klinisch tumorfrei. Es trat keine Toxizität bis auf Fatigue Grad 1 auf.

Schlussfolgerung:

Zielgerichtete Therapien stellen eine relativ neue Therapieoption für Krebspatientinnen dar, welche vor allem im Falle eines Rezidivs das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamen vermag. Unsere Patientin ist nun 5 Jahre nach der Erstdiagnose eines Ovarialkarzinoms FIGO IIIc nach mehrmaligen Chemo- und zweimaliger PARP-Inhibitor Therapie klinisch stabil. Offenbar besteht zwischen den verwendeten PARP-Inhibitoren keine Kreuzresistenz und eine sequentielle Therapie von PARP Inhibitoren kann in Einzelfällen erwogen werden.

Literatur:

[1] Mirza, M.R., et al., Niraparib Maintenance Therapy in Platinum-Sensitive, Recurrent Ovarian Cancer. N Engl J Med, 2016. 375(22): p. 2154 – 2164.