Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600280
Vortrag (Wissenschaft)
Interventionelle Radiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transjuguläre Nierenbiopsie bei Kontraindikation zur perkutanen Punktion

J Kettenbach
1   Universitätsklinikum St. Pölten, Klinisches Institut für Medizinische Radiologie, Diagnostik, Intervention, St. Pölten
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Evaluierung der transjugulären Nierenbiopsie (TJNBx) bei Risikopatienten mit Kontraindikationen zur perkutanen Punktion.

Material und Methodik:

Retrospektiv wurden 57 Patienten (72% männlich, Durchschnittsalter 58 (15 – 82) Jahre) nach Durchführung einer TJNBx beurteilt. Alle Punktionen wurden transjugulär über eine 9F-Schleuse mit einem 19-Gauge, 70-cm-langen Nierenbiopsiesystem (QuickCore, Cook) durchgeführt. Spezifische Indikationen, Sampling-Effektivität und Komplikationsraten wurden ausgewertet.

Ergebnisse:

Die TJNBx war technisch in 65 (98%) der Patienten erfolgreich, dabei wurde bei 58 (89%) der Patienten Nierengewebe gewonnen, bei 51 von 58 (87%) Patienten in diagnostischer Qualität. Spezifische Indikationen für den transjugulären Zugang waren orale Antikoagulation (42%), Thrombozytopenie (37%), Adipositas (4%), Einzelniere (2%) oder andere Faktoren (15%). Im Mittel wurden von 3,2 (Bereich, 0 – 11) Biopsiezylinder mit einer Gesamtzahl von 8,6 Glomeruli (Bereich 0 – 41) gewonnen; davon 7.2 Glomeruli (Bereich 0 – 35) für die Lichtmikroskopie, 0.2 (Bereich 0 – 2) für die Elektronenmikroskopie und 1.7 (Bereich 0 – 6) für die Immunfluoreszenzanalyse. Histologisch wurde in 14 (26%) Proben eine Glomerulonephritis, in 10 (18%) Proben eine vaskuläre Nephropathie, in 7 (12%) Proben eine tubuläre Nekrose, eine CAST-Nephropathie in 3 (5%) Proben, sowie eine Amyloidose in 2 (4% 14%) Proben nachgewiesen. Das histologische Ergebnis hatte in 50 (75%) der Patienten direkte Auswirkungen auf das Patientenmanagement. In 12 (18%) der Eingriffe kam es zu einer Kapselperforation, in 2 (4%) der Fälle zu einer Makrohämaturie, beide Komplikationen erforderten keine weitere Therapie.

Schlussfolgerungen:

Die TJNBx erleichtert die histologische Diagnostik bei Risikopatienten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Patientenmanagement. Die TJNBx sollte bei Vorliegen einer Kontraindikation für eine perkutane Punktion frühzeitig indiziert werden. Obwohl technisch anspruchsvoller als ein perkutaner Zugang ist die TJNBx ein risikoarmer Eingriff.