Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600394
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation der Kosten-Effektivität der endovaskulären Schlaganfalltherapie basierend auf einer Meta-Analyse der randomisierten klinischen Studien ESCAPE, EXTEND-IA, MR CLEAN, REVASCAT und SWIFT PRIME

W Kunz
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
,
M Hunink
2   Erasmus University Medical Center, Departments of Radiology and Epidemiology, Rotterdam
,
S Beyer
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
,
F Meinel
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
,
M Reiser
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
,
W Sommer
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
,
K Thierfelder
1   Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Die endovaskuläre Therapie zusätzlich zur intravenösen Thrombolyse (EVT+IVT) ist effektiver als die alleinige IVT bei der akuten Mediaischämie durch proximalen Gefäßverschluss im Zeitfenster von 6 Stunden. Wir evaluierten die Kosten-Effektivität der EVT+IVT insgesamt und abhängig von National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) Score, Zeit seit Symptombeginn, Alberta Stroke Program Early CT Score (ASPECTS) und Verschlusslokalisation.

Material und Methodik:

Ein Entscheidungsmodell basierend auf Markov-Simulationen errechnete Lebenszeitkosten und qualitätskorrigierte Lebensjahre (QALY) beider Strategien aus der Perspektive des Gesundheitswesens. Die Input Parameter basierten auf aktueller Literatur, inklusive einer Meta-Analyse der Outcome-Daten aus 5 randomisierten klinischen Studien (ESCAPE, EXTEND-IA, MR CLEAN, REVASCAT, SWIFT PRIME). Probabilistische Sensitivitätsanalysen (PSA) anhand von Monte-Carlo-Simulationen wurden verwendet um die Ungewissheit der Modellergebnisse zu schätzen. Net Monetary Benefits (NMB), inkrementelle Kosten (IC), inkrementelle Effektivität (IE) and inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Relationen (ICER) wurden aus PSAs abgeleitet. Die Willingness-to-Pay (WTP) wurde mit $50.000/QALY festgelegt.

Ergebnisse:

Insgesamt war die EVT+IVT kosten-effektiv verglichen mit IVT (IC: $4.938, IE: 1,59 QALYs, ICER: $3.110/QALY) in 100% der Simulationen. Bei allen Patienten erzielte EVT+IVT zusätzliche QALYs (Reichweite: 0,47 – 2,12) und die mittleren ICERs lagen unterhalb der WTP. In Subgruppen mit ASPECTS ≤5 oder mit M2 Verschlüssen zeigten sich jedoch deutlich höhere ICERs ($14.273/QALY und $28.812/QALY) und eine suboptimale Akzeptabilität in den PSAs (75,5% und 59,4%). Alle anderen Subgruppen erzielten Akzeptabilitätsraten von 90 – 100%.

Schlussfolgerungen:

EVT+IVT ist kosten-effektiv in nahezu allen Patienten-Subgruppen. Bei Patienten mit ASPECTS ≤5 oder M2 Verschlüssen bleibt die Kosten-Effektivität basierend auf der aktuellen Datengrundlage ungewiss.