Rofo 2017; 189(S 01): S1-S124
DOI: 10.1055/s-0037-1600407
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Limbische Enzephalitis, Fallstrick der MRT-Bildgebung

A Schievelkamp
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
A Jurcoane
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
B Mädler
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
T Rüber
2   Universitätsklinikum Bonn, Epileptologie, Bonn
,
L Ernst
2   Universitätsklinikum Bonn, Epileptologie, Bonn
,
C Elger
2   Universitätsklinikum Bonn, Epileptologie, Bonn
,
H Schild
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
,
E Hattingen
1   Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 March 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Ein MR-Kriterium der limbischen Enzephalitis (LE) ist das hyperintense T2-Signal der Amygdala, welches oft asymmetrisch erscheint. Diese Veränderungen sind visuell oft nur diskret erkennbar oder können ganz fehlen. Wir haben untersucht, ob diese Signalveränderungen bei LE messbar sind und ob eine objektivierbare Veränderung der T2-Relaxationszeit (qT2) zugrunde liegt.

Material und Methodik:

Gemessen wurden 24 Patienten mit der klinischen Diagnose einer LE und 21 altersadaptierte gesunde Kontrollpersonen (Ko) (3T-Scanner). Quantitative T2-Karten wurden aus temporal angulierten koronaren Sequenzen, mit steigenden Echozeiten von 15, 30, 45, 60, 75, 105, 120 ms und 2 mm Schichtdicke, errechnet. In beiden Amygdalae wurden die Signalintensitäten (SI) der T2-gewichteten (TE = 105) und der PD- gewichteten (TE = 15) Bilder sowie die qT2, anhand manuell platzierter ROIs, bestimmt. Über einen Lateralitätsindex haben wir ermittelt, ob die Werte in der Amygdala asymmetrisch waren.

Ergebnisse:

Bei LE-Patienten und bei den Kontrollen ließen sich keine signifikanten Seitenunterschiede nachweisen. Bei LE war die qT2 signifikant höher (LE: li 97 ± 8 ms (Mittelwert ± SD), re 98 ± 9 ms vs. Ko: li 90 ± 5 ms, re 89 ± 6 ms; p < 0,01). Das PD-SI (TE = 15 ms) war bei Vorliegen einer LE tendenziell niedriger als bei den Kontrollen. Die T2-SI (TE = 105 ms) zeigte keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerungen:

Bei LE ist die qT2 erhöht, während das PD-SI sinkt. Beide, sich gegenläufig verhaltenden Größen, beeinflussen das T2-SI. Das erklärt, warum trotz pathologischer Veränderungen der Amygdala oft zwischen LE-Patienten und Gesunden keine visuellen Signalunterschiede in T2-gewichteten Bildern zu sehen sind, zumal auch keine intraindividuelle Seitenasymmetrie besteht.