Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601488
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

EMT-assoziierte zirkulierende Tumorzellen im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen und deren Anreicherung unter platinbasierter Chemotherapie

JD Kuhlmann
2   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Partnerstandort Dresden
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
,
I Chebouti
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
4   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
S Kasimir-Bauer
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
4   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
P Buderath
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
4   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
S Hauch
5   QIAGEN, Hannover GmbH
,
R Kimmig
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
4   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
,
P Wimberger
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Technische Universität Dresden
2   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Partnerstandort Dresden
3   Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK), Partnerstandort Dresden
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die epithelial-mesenchymale Transition (EMT) beschreibt eine Veränderung von einem epithelialen zu einem mesenchymalen Phänotyp. Es konnte bereits gezeigt werden, dass EMT-assoziierte Tumorzellen maßgeblich zur Therapieresistenz des Ovarialkarzinoms beitragen. Inwieweit man jedoch EMT in zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen nachweisen kann, ist bisher unbekannt. Daher, unter der Annahme, dass die Disseminierung von Ovarialkarzinomzellen zumindest mit einer partiellen Konversion von einem epithelialen zu einem mesenchymalen Phänotyp einhergeht, haben wir uns im Rahmen dieser Studie mit folgenden Fragestellungen beschäftigt:

  1. Können wir EMT-assoziierten CTCs im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen nachweisen?

  2. Wenn ja, wie verändern sich deren molekulare Phänotypen unter der platin-basierten Chemotherapie?

Methodik:

Blutproben von Ovarialkarzinompatientinnen zur Primärdiagnose (n = 91) sowie nach adjuvanter Chemotherapie (n = 31) wurden mit dem Adnatest System (QIAGEN) auf CTCs hin untersucht, welches auf einer immunomagnetischen Anreicherung von CTCs und auf dem Nachweis tumorassoziierter Transkripte, mittels RT-PCR, beruht. Zum Nachweis von epithelialen CTCs wurden die epithelial-assoziierten Transkripte EpCAM, Muc-1 and CA125 untersucht, zum Nachweis von EMT-assoziierten CTCs die Transkripte PI3Kα, Akt-2 and Twist.

Ergebnisse:

Zum Zeitpunkt der Primärdiagnose wiesen 18% der untersuchten Patientinnen epitheliale CTCs im Blut auf. EMT-assoziierten CTCs wurden mit 30% deutlich häufiger beobachtet. Die Mehrheit aller Patientinnen (82%) hatten entweder epitheliale CTCs oder EMT-assoziierte CTCs im Blut und nur wenige waren positiv für beide CTC-Populationen zusammen (12%). Nach der adjuvanten platinbasierten Chemotherapie zeigte sich ein starker Anstieg EMT-assoziierter CTCs im Blut, bis zu 52%, welcher mit dem Auftreten von PI3Kα+/Twist+ EMT-assoziierten CTCs einherging.

Schlussfolgerung:

Die vorliegende Studie konnte erstmalig zeigen, dass die platinbasierte Chemotherapie eine Veränderung molekularer CTC-Phänotypen provoziert, hin zu PI3Kα+/Twist+ EMT-assoziierten CTCs, was möglicherweise eine klonale Tumorevolution unter dem Selektionsdruck der Chemotherapie widerspiegelt. Weiterführende Untersuchungen werden zeigen, inwieweit diese CTC-Subgruppe als therapeutisches Target oder als „Liquid-Biopsy“ für Ovarialkarzinompatientinnen genutzt werden kann.