Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601517
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verlegungsmanagement nach abgebrochener außerklinischer Geburt – Bestandsaufnahme für den Zeitraum 2015 – 2016 in Jena

U Schneider
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
S Jaekel
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
N Liebers
2   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie, Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Initiative des Fachdienstes Gesundheit hinsichtlich der Abstimmung für Notfallsituationen bei der außerklinischen Geburt in Jena war Anlass einer aktuellen Bestandsaufnahme des Verlegungsmanagements in unsere Klinik.

Methodik:

Anhand der Geburtsdokumentation wurden die Verlegungszahlen und Outcomedaten außerklinisch begonnener und in der Abteilung Geburtshilfe des Universitätsklinikums Jena beendeter Entbindungen der Jahrgänge 2015 und 2016 ausgewertet.

Ergebnisse:

Von 2015 zu 2016 kam es zu einem Anstieg der absoluten Zahl von Verlegungen um 75% (von 12 auf 21), was einem Anteil von 0,8 bzw. 1,4% aller Geburten am UKJ entspricht. Im Kollektiv sind 4 geburtshilfliche Katastrophen (12%) zu verzeichnen (intrauterine Asphyxie nach vorzeitiger Plazentalösung im Z.n. Sectio/postnatal verstorben; intrauteriner Fruchttod bei IUGR in der 37. SSW, nicht erkannt im Rahmen der nichtärztlichen Mutterschaftsvorsorge; schwerste Schulterdystokie im Geburtshaus bei einem Kindsgewicht von 5120 g/hypoxisch-ischaemische Encephalopathie; Verlegung bei Armvorliegen und Nabelschnurvorfall, schwerste Asphyxie/verstorben im 5. Lebensmonat.). 3 der 8 Kinder (Angabe Lebendgeburt) mit einem APGAR 0 nach 5 min im Untersuchungszeitraum entstammen dem Verlegungsklientel. Insgesamt wurden in 2016 17 Kinder in die Neonatologie aufgenommen, 5 zur Hypothermiebehandlung von denen 3 verstorben sind.

Die übrigen 29 Entbindungen teilen sich wie folgt auf: spontan 20, vaginal-operativ 2, Sectio in Regionalanästhesie 3, Sectio in ITN 4. Die Chance auf Spontangeburt bei nichtnotfallmäßiger Verlegung liegt damit bei ˜60%. Der Anteil Erstgebärender und Schwangerer mit überschrittenem Termin stieg von ˜45% in 2015 auf jeweils ˜66% in 2016. Der häufigste Verlegungsgrund war mit 74% die Angabe ‚protrahierter Geburtsverlauf‘.

Die Gesamtzahl der außerklinisch beendeten Geburten beläuft sich auf 102 im Jahr 2015 (75 im Geburtshaus, 27 Hausgeburten) und 129 in 2016 (90/39).

Schlussfolgerung:

Die Sectiorate von 15% insgesamt und 25% bezogen auf Fälle nach extern diagnostiziertem ‚protrahiertem Verlauf‘ zeigt, dass in der überwiegenden Zahl dieser Fälle das erweiterte Spektrum der Interventionen in der klinischen Geburtshilfe die natürliche Geburt erst ermöglicht hat. Die Wahrscheinlichkeit einer Vollnarkose bei Sectio ist nach Verlegung jedoch etwas mehr als doppelt so hoch wie im Abteilungsdurchschnitt (60 vs. 26%). Die Verlegungsrate liegt in Jena bei 14,2%, die Sectiorate bei begonnener außerklinischer Geburt bei 3% und die perinatale Mortalität in 2016 bei 2,3%.