Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604509
Symposien
S-03 Internetsucht = Internetsucht? Spezifika und Gemeinsamkeiten verschiedener Formen internetbezogener Störungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reizinduziertes Craving und Entscheidungsverhalten im Kontext der Internet-Shopping Disorder

P Trotzke
1   Universität Duisburg-Essen, Allgemeine Psychologie: Kognition & Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR)
,
K Starcke
1   Universität Duisburg-Essen, Allgemeine Psychologie: Kognition & Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR)
,
M Brand
1   Universität Duisburg-Essen, Allgemeine Psychologie: Kognition & Center for Behavioral Addiction Research (CeBAR)
2   Erwin L. Hahn Institute for Magnetic Resonance Imaging, Essen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2017 (online)

 

Einleitung:

Kernmerkmal der Internet-Shopping Disorder (ISD) ist eine permanente Beschäftigung mit Warenerwerb auf Internetplattformen. Das Online-Verhalten wird als unkontrollierbar beschrieben und es werden aktuell Parallelen zu spezifischen Formen einer Internetsucht gezogen. Aus entscheidungspsychologischer Perspektive wählen betroffene Personen häufiger die kurzfristig belohnende Alternative des Konsums, ungeachtet der langfristig negativen Konsequenzen (z.B. Leidensdruck, Überschuldung, familiäre Probleme etc.). Dabei scheinen emotionale Faktoren wie beispielsweise reizinduziertes Craving eine zentral modulierende Rolle im Entscheidungsprozess einzunehmen. Die vorliegende Studie untersucht die Leistung im Entscheidungsverhalten unter Berücksichtigung von suchtrelevanten Konzepten wie Cue-Reactivity und Craving innerhalb der ISD.

Methodik:

Es wurden 98 Internet-KäuferInnen mit der Game of Dice Task (GDT) untersucht, einer Glücksspielaufgabe, welche schon häufig im Suchtkontext eingesetzt wurde, um Entscheidungsverhalten unter Risikobedingungen zu erfassen. Gleichzeitig zur GDT bearbeiteten die TeilnehmerInnen eine 3-back Arbeitsgedächtnisaufgabe, welche mit Internet-Shopping Bildern manipuliert wurde. Die Tendenz zur ISD und Cravingreaktionen wurden mittels Fragebögen erhoben.

Ergebnisse:

Es zeigen sich signifikante Korrelationen auf bivariater Ebene zwischen der GDT-Leistung und der Tendenz zur ISD. Interessanterweise wird dieser Zusammenhang durch Cravingreaktionen moderiert. Dementsprechend zeigen Probanden mit hohen Cravingreaktionen und risikoreichen Entscheidungsleistungen eine entsprechend höhere Tendenz zu ISD Symptomen auf.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse verdeutlichen den Einfluss von suchtrelevanten Hinweisreizen auf Risikoentscheidungen im Kontext der ISD und unterstreichen die Rolle des Cravings für eine dysfunktionale Verhaltenssteuerung.