Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604536
Symposien
S-09 Ansätze für eine verbesserte Tabakprävention und -behandlung – Symposium des WAT e.V.
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bildliche Warnhinweise – Herausforderungen und Chancen für eine Telefonberatung zur Rauchentwöhnung

P Lindinger
1   WAT e.V.
,
M Goecke
2   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
,
K Duhme
2   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Telefonische Raucherberatung mit Rückrufen während der Ausstiegsphase ist ein leicht zugängliches Ausstiegsangebot und eine evidenzbasierte Form der Tabakentwöhnung. Die Tabakleitlinie fordert mit dem höchsten Empfehlungsgrad, dass telefonische Beratung in der medizinischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung zur Erreichung des Rauchstopps angeboten werden soll. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet eine täglich erreichbare Telefonberatung. Seit der Einführung der bildlichen Warnhinweise im Rahmen der „Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse“ ab Mai 2016 ist auf der Vorderseite jeder Zigarettenpackung folgender Text aufgedruckt. „Wollen Sie aufhören? Die BZgA hilft: Tel.: 0800 8 313131 (kostenfrei), www.rauchfrei-info.de“.

Methodik:

Durch die Umstellung auf die bildlichen Warnhinweise kam es zu einem sehr stark gestiegenen Anrufvolumen. Um möglichst viele Anrufe persönlich entgegennehmen zu können, war eine Anpassung des bewährten Beratungsprotokolls notwendig: Neben den intensiveren, etwa 20 min. dauernden Beratungsgesprächen wurden insbesondere für Anrufer mit unklarer Änderungsbereitschaft verstärkt auch Kurzintervention vermittelt. Zudem wurde eine Reduktion der proaktiven Beratung von fünf auf vier Folgekontakte vorgenommen. Für die in Zusammenhang mit den bildlichen Warnhinweisen geäußerten Beschwerden wurde eine geeignete Vorgehensweise erarbeitet.

Ergebnisse:

Erste Auswertungen lassen vermuten, dass sich die Bedarfe der Anrufer ab Juni 2016 im Vergleich zu den vorangegangen Jahren verändert haben. So gibt es verstärkt Anrufe von jüngeren Raucherinnen und Rauchern oder von solchen ohne konkrete Änderungsabsicht. Dargestellt werden die wichtigsten anamnestischen Daten der ausstiegswilligen Anrufenden und die ersten Ergebnisse der Nachbefragungen drei und 12 Monate nach Erstanruf.

Schlussfolgerung:

Telefonberatung zur Tabakentwöhnung, insbesondere mit proaktiver Folgeberatung, ist eine wirksame Ausstiegsmaßnahme. Bildliche Warnhinweise auf der Zigarettenpackung in Verbindung mit einer gut sichtbaren Telefonnummer führen zu einem sehr stark gestiegenen Anrufvolumen und erreichen neue Zielgruppen. Dies stellt eine Herausforderung, aber auch Chancen für eine Telefonberatung zur Rauchentwöhnung dar.