Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604537
Symposien
S-09 Ansätze für eine verbesserte Tabakprävention und -behandlung – Symposium des WAT e.V.
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauchen als Selbstbehandlung gegen depressive Symptomatik bei rauchenden COPD-Patienten

S Mühlig
1   TU Chemnitz
,
K Schultz
2   LVA Klinik Bad Reichenhall
,
M Schuler
3   Universität Würzburg
,
FG Loth
1   TU Chemnitz
,
M Eppert
1   TU Chemnitz
,
J Paulick
1   TU Chemnitz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Bei der tabakassoziierten Erkrankung COPD besteht eine ausgeprägte psychische Komorbidität mit affektiven Störungen. Die überdurchschnittliche Raucherquote bei depressiven Patienten (Ptn.) lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass Nikotin antidepressive Effekte besitzt und von Patienten zur „Selbstbehandlung“ ihrer depressiven Symptome eingesetzt wird. Bislang ist empirisch ungeklärt, inwieweit die koinzidente depressive Symptomatik bei COPD-Ptn. deren Rauchverhalten verstärkt und den Rauchstopperfolg beeinträchtigt.

Methodik:

Der Zusammenhang COPD-Rauchen-Depression wurde anhand einer unselegierten Stichprobe von N = 561 Ptn. einer pneumologischen Rehabilitationsklinik untersucht.

Ergebnisse:

Diese Ptn.-Gruppe bestand zu 98% aus Jemalsrauchern (39% aktive und 59% Exraucher). Insgesamt 66% aller Ptn. zeigten erhöhte Depressivitätswerte (PHQ dim.): leichte Ausprägung (34,2%), mittlere Ausprägung (20,1%), schwere Ausprägung (11,4%). Bei 14% aller Ptn. wurde nach PHQ (kat.) eine Verdachtsdiagnose Depression festgestellt und bei ebenfalls 14% bestand eine entsprechende Vordiagnose in der Anamnese. Unter den aktuellen Rauchern fiel die Quote der Verdachtsdiagnosen (17% vs. 14%) deutlich und der Depressivitätswerte geringfügig (68% vs. 66%) höher aus als in der Gruppe der Exraucher. Bei den mittel- bis starken aktuellen Rauchern lag der Anteil der Ptn. mit Depressivität signifikant höher (45% vs. 31%). COPD-Ptn. mit einer kategorialen Verdachtsdiagnose Depression waren wesentlich häufiger aktuelle Raucher (46%) als Ptn. ohne Depressionsverdacht (38%). In gleicher Weise lag der Anteil aktueller Raucher unter COPD-Ptn. mit erhöhten Depressivitätswerten höher (40%) als bei Ptn. ohne depressive Symptomatik (36%).

Schlussfolgerung:

Die Resultate bestätigen den vermuteten Zusammenhang zwischen Rauchverhalten und Depressivität bei COPD-Patienten. Diese sollten systematischer psychodiagnostisch untersucht und antidepressiv behandelt werden, um den Rauchstopp zu erleichtern.