Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604553
Symposien
S-13 Potenziale und Grenzen vernetzter Versorgung älterer Drogenabhängiger
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ergebnisse aus dem Modellprojekt „Netzwerk 40+ zur Entwicklung bedarfsgerechter Maßnahmen zur Versorgung älterer drogenabhängiger Menschen

K Fuhrmann
1   Condrobs e.V.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2017 (online)

 

Einleitung:

Seit Jahren beobachteten wir, dass das Durchschnittsalter der Klientel in unseren Kontaktläden stieg. Mehr als die Hälfte der Kontaktladenbesucher war mittlerweile über 40 Jahre alt, viele über 50 und einige auch über 60 Jahre alt. Die bisherigen Konzepte passten nicht mehr auf diese älter gewordenen Süchtigen. Diese waren und sind darauf ausgelegt, drogenkonsumierende Menschen über eine Zeitspanne zu begleiten, mit den Konzepten der harm-reduction dazu beizutragen, dass sie die Phase des Drogenkonsums einigermaßen heil überstehen, sich die gesundheitliche und soziale Basis erhalten – und einen (erneuten) Anlauf nehmen, ihr Leben in andere Bahnen zu lenken. Sie hatten diese Anläufe auch probiert und waren früher oder später doch wieder hier im Kontaktladen gelandet. Das oben benannte Konzept passte auf sie nicht mehr. Aber was brauchten sie stattdessen?

Methodik:

Es wurden zwei Befragungen 2005 und 2009 (Wiederholungsbefragung) durchgeführt. Bei der ersten Befragung der Kontaktladenbesucher ü40 handelt es sich um eine teilstandardisierte Umfrage der Kontaktläden, die um spezielle Fragen zum Alter und eine Projektion in die Zukunft erweitert wurde. Bei der Wiederholungsbefragung wurden die Ergebnisse miteinander verglichen (vgl. Schäffler et al. 2017).

Ergebnisse:

Nach den Ergebnissen der Umfragen wurden spezielle vernetzte Angebote für die ältere Zielgruppe um- und ausgebaut: Betreutes Wohnen mit betreutem Einzelwohnen und Therapeutischen Wohngemeinschaften, spezielle Ausrichtung eines Kontaktladens auf die Bedarfe der Älteren, Arbeitsmöglichkeiten. Zuletzt starteten 2015 zwei Modellprojekte: Casemanagementprojekt Ambulante Versorgung (zeitweiser) immobiler Klientel sowie Netzwerk 40plus – Vernetzung Suchthilfe, Altenhilfe und medizinische Hilfe.

Schlussfolgerung:

Auf die Bedarfe der älteren Süchtigen in der jeweiligen Lebenssituation kann erfolgreich nur mit einem breiten Spektrum von Behandlungs-, Betreuungs- und Vernetzungsmaßnahmen eingegangen werden. Die Suchthilfe wird hier den wichtigsten Part übernehmen und die Klientel soweit und solange es geht ambulant betreuen und die weitere Versorgung organisieren müssen. Erhebliche Defizite gibt es dort, wo pflegerische Hilfen geleistet werden müssen. Hier ist dringend erforderlich, Vernetzungsstrukturen mit medizinischen Hilfen und insbesondere der stationären Pflege aufzubauen.