Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604572
Symposien
S-19 Faktoren für die Entwicklung und soziale Auswirkungen von Glücksspielsucht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glücksspiel-, Substanz- und Medienkonsum – Verhaltenszusammenhänge und konsumerhöhende Bedingungen unter Bremer Schülerinnen und Schülern

T Brosowski
1   Universität Bremen, Institut für Psychologie und Kognitionsforschung
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Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Vor dem Hintergrund rasanter Fortschritte der Unterhaltungs- und Kommunikationstechnologien erfreuen sich unter Jugendlichen und Heranwachsenden Video- und Computerspiele, Glücksspiele und sogenannte simulierte Glücksspiele (glücksspielähnliche Produkte ohne verpflichtenden Geldeinsatz) zunehmender Beliebtheit. Zum Zwecke zielgerichteter schulischer und außerschulischer Prävention problematischen oder exzessiven Konsums derartiger Angebote bedarf es einer genauen Kenntnis der Zusammenhänge mit anderen Konsumverhaltensweisen, wie z.B. mit Substanzkonsum, sowie der individuellen konsumerhöhenden Risikofaktoren. Ziel dieser Studie war es, diese Fragen anhand empirischer Daten zu beantworten und möglichst präzise Hinweise für zukünftige, zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zu liefern.

Methodik:

In einer Sekundärdatenanalyse einer aktuellen Schüler*innenbefragung (6.–10. Klassen; N = 964) im Bundesland Bremen zum Glücksspiel-, Substanz- und Medienkonsum wurden mittels Kreuzvalidierung sowie explorativer und konfirmatorischer Faktorenanalysen Messmodelle für fünf latente Konsumverhaltensmerkmale extrahiert ([1] Glücksspiel, [2] Simuliertes Glücksspiel, [3] Computer- und Videospiel, [4] Alkohol und Cannabis, [5] Medikamente), die im Anschluss durch Strukturgleichungsmodellierung untersucht wurden auf ihre Zusammenhänge untereinander und ihre Beeinflussung durch die manifesten Risikofaktoren Geschlecht, Klassenstufe, Migrationshintergrund, Belohnungsaufschub und Schulform.

Ergebnisse:

Die fünf Messmodelle und das finale Strukturgleichungsmodell zeigten angemessene Modellgüte. Die multivariate Analyse der fünf latenten Substanz- und Medienkonsumverhaltensweisen zeigte, dass trotz Berücksichtigung zahlreicher Risikofaktoren mehrere Konsumvariablen signifikant positiv assoziiert waren, z.B. der Konsum von (1) Alkohol und Medikamenten, (2) Alkohol und Glücksspielen, (3) Videospielen und simulierten Glücksspielen sowie (4) Glücksspielen und simulierten Glücksspielen. Ferner zeigten sich pro Konsumverhaltensweise teilweise sehr spezifische Risikofaktorkonstellationen, die den Erfolg unspezifischer Präventionsansätze erschweren dürften.

Schlussfolgerung:

Der Beitrag bietet empirisch gestützte Hinweise für konsumreduzierende Präventionsmaßnahmen in ausgewählten stoffgebundenen und stoffungebundenen Teilbereichen, um Gruppen mit erhöhten Konsumrisiken gezielt anzusprechen.