Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604580
Symposien
S-21 Drogensituation in Zentralasien und Osteuropa und ihre Konsequenzen für die globale Drogensituation, auch in Europa. Welche Antworten haben die betroffenen Länder, die EU und die Vereinten Nationen? Was kann vom deutschen Suchthilfesystem gelernt werden?
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefängnissituation in Bezug auf Drogenkonsum und -abhängigkeit, HIV/Hep C Infektionen in Zentralasien – Umsetzung europäischer Standards für die Behandlung drogenabhängiger Gefängnisinsassen

H Stöver
1   Frankfurt University of Applied Sciences
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Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Die Staaten der zentralasiatischen Region – Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan – sind eine Schlüsselregion geworden für internationale Aktivitäten, um mit der wachsenden Drogenproblematik umzugehen. Die Nachbarregion zu Afghanistan ist zunehmend mit dem Schmuggel von Opium, Heroin und Cannabis konfrontiert und mit einer wachsenden Zahl von Drogenabhängigen, insbesondere injizierenden Heroinabhängigen. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, in dem Drogenkonsum sozial geächtet und scharfen Sanktionen unterworfen war, ist die soziale Basis der Händler und Konsumenten rapide gewachsen. Bedingt durch Armut und fehlende ökonomische Alternativen und durch die Attraktion enormer illegaler ökonomischer Gewinnspannen für kriminelle und korruptionsanfällige Strukturen hat sich die Drogenökonomie zu einem nicht unwesentlichen Teil der Schattenökonomie entwickelt. Nachdem das Problem zunächst geleugnet wurde, zeichnete sich dann für die Konsumenten von Heroin immer mehr strafrechtliche Verfolgung als gesellschaftliche Umgangsart mit diesem Phänomen ab, um nun schließlich als gesundheitliches und soziales Problem wahrgenommen zu werden. In den Gefängnissen und Strafkolonien sind mittlerweile bis zu einem Drittel und mehr der Insassen Drogenabhängige, die wegen kleiner Handelsdelikte oft jahrelang einsitzen. Die Gefahr der Ausbreitung von HIV/AIDS ist sehr groß. In einigen Ländern, z.B. Kirgistan und Tadschikistan, gibt es deshalb Spritzentauschprojekte und Methadonbehandlung auch im Gefängnis. Durch Trainings mit dortigen leitenden Mitarbeitern aus dem Strafvollzug zu Methoden der Gesundheitsversorgung von Häftlingen in Deutschland und Europa soll die Umsetzung entsprechender europäischer und internationaler Standards im Rahmen des Central Asia Drug Action Programm (CADAP) unterstützt werden. Das Projekt wird von einem europäischen Konsortium unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) in der bereits 6. Phase von 2015 – 2019 für den Gefängnisbereich umgesetzt von der Frankfurt University of Applied Siences.