Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604602
Symposien
S-27 Neue Medien in der Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Suchtprävention durch die Förderung von Lebenskompetenzen bei Jugendlichen: Akzeptanz und Wirksamkeit des mobiltelefonbasierten Programms ready4life

S Haug
1   Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung
,
R Paz Castro
1   Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung
,
C Künzli
2   Lungenliga Schweiz
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Lebenskompetenzprogramme, die interpersonale Kompetenzen vermitteln und gleichzeitig soziale Einflüsse z.B. durch die Werbung oder die Peer-Gruppe thematisieren, erwiesen sich als wirksam zur Verhinderung des Einstiegs in den Substanzkonsum. Bislang ist die Durchführung der Programme jedoch sehr zeit- und personalaufwändig. Meist werden 10 – 20 Unterrichtslektionen zu diesen Themengebieten über ein oder mehrere Schuljahre verteilt angeboten, wodurch eine großflächige Implementierung dieser Programme meist nicht möglich ist. Neue Kommunikationstechnologien, insbesondere Mobiltelefone, eröffnen neue Möglichkeiten, um Jugendliche über einen längeren Zeitraum hinweg in der Ausbildung von Lebenskompetenzen zu unterstützen. Vorteile liegen dabei insbesondere in einer stärkeren Möglichkeit zur Individualisierung der Inhalte und einer weniger personal- und kostenintensiven Durchführung.

Methodik:

Das neu entwickelte mobiltelefonbasierte Programm ready4life unterstützt Jugendliche in den Bereichen Stressmanagement, Sozialkompetenz und Widerstandsfähigkeit gegenüber Substanzkonsum. Im Anschluss an die Einladung zur Programmteilnahme erfolgt in der Schulklasse eine Online-Eingangsbefragung und die Teilnehmenden erhalten darauf basierend ein individualisiertes Kompetenz-Profil. Für einen Zeitraum von 6 Monaten erhalten Teilnehmende basierend auf deren Angaben bei der Eingangsbefragung und regelmäßigen Befragungen via SMS individualisierte SMS-Nachrichten zur Förderung ihrer Lebenskompetenzen. Durch das Beantworten von Quiz-Fragen und die Teilnahme an sogenannten Challenges soll interaktiv die kognitive Auseinandersetzung mit den Programminhalten gefördert werden. Bei den Challenges soll überdies ein sozialer Bezug zu anderen Programmteilnehmenden aus der Region, der sogenannten Community, hergestellt werden. Ein Anreiz zur aktiven Programmteilnahme soll durch die Verknüpfung mit einem spielerischen Wettbewerb entstehen, bei dem die Teilnehmenden Punkte sammeln können, welche die Chancen auf attraktive Gewinne, die nach Programmende verlost werden, erhöhen. Das Programm wurde in einer Pilotstudie im Schuljahr 2016/17 hinsichtlich Akzeptanz und Indikatoren der Wirksamkeit bei Berufsfachschülern in 111 Schulklassen an 18 Berufsfachschulen in der Schweiz überprüft.

Ergebnisse:

Von 2033 Schülern im Alter von über 16 Jahren und mit eigenem Mobiltelefon waren 1515 (74,5%) bereit, am Programm teilzunehmen. Weitere Ergebnisse zur Programmnutzung und zu Indikatoren der Wirksamkeit, die im Rahmen der Prä-Post-Studie überprüft wurden, werden vorgestellt.

Schlussfolgerung:

Basierend auf den im Juni 2017 vorliegenden Ergebnissen werden Schlussfolgerungen formuliert sowie Limitierungen und Weiterentwicklungen mobiltelefonbasierter Programme zur Förderung von Lebenskompetenzen bei Jugendlichen diskutiert.