Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604617
Symposien
S-30 Amphetamine und Methamphetamine: Konsummuster und Risikofaktoren bei besonderen Patientengruppen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Crystal Meth unter sächsischen Strafgefangenen. Eine epidemiologische Untersuchung von Klientenmerkmalen der externen Suchtberatung der JVA Dresden

C Schwarzbach
1   TU Chemnitz, Institut für Psychologie
,
J Paulick
1   TU Chemnitz, Institut für Psychologie
,
S Mühlig
1   TU Chemnitz, Institut für Psychologie
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2017 (online)

 

Einleitung:

In den letzten Jahren verzeichnen die Suchtberatungsstellen in Sachsen eine wachsende Anzahl von Klienten mit Crystal Meth (CM) Problematik. Dies spiegelt sich in der externen Suchtberatung im Strafvollzug wider. Zugleich ist der Forschungsstand bezüglich differenzierter Hilfebedarfe von CM-Konsumenten in Haft unzureichend.

Methodik:

Das Ziel der Untersuchung war es, CM-Konsumenten im sächsischen Strafvollzug zu beschreiben. Dazu wurden Klienten der Suchtberatung aus dem Jahr 2015 der JVA Dresden (N = 566) mit einer Stichprobe aus Männern der extramuralen Suchtberatung (N = 271.788) verglichen. Der Fokus lag hierbei auf der Beschreibung soziodemographischer Eigenschaften der einzelnen Gruppen sowie konsum- und behandlungsbezogener Merkmale.

Ergebnisse:

In der extramuralen Vergleichsstichprobe entfielen 5% der Hauptdiagnosen auf Crystal Meth. In der JVA Dresden betrug dieser Anteil 51%. Der Anteil von Klienten mit Migrationshintergrund unter den Klienten der JVA Dresden ist mit 4% weniger als halb so groß im Vergleich zur extramuralen Suchtberatung mit 10%. In der extramuralen Stichprobe gaben 21% der Klienten mit einer Hauptdiagnose CM an, am Ende der Betreuung abstinent zu leben, in der JVA Dresden hingegen 3%.

Schlussfolgerung:

Strafgefangene der JVA Dresden nehmen überproportional häufig Suchthilfe aufgrund einer CM-Problematik in Anspruch. Damit ist CM, noch vor Alkohol, Cannabinoiden und Opioiden, die Hauptproblemsubstanz in der JVA Dresden. Der geringe Anteil an Klienten mit Migrationshintergrund wirft die Frage auf, ob in der Versorgung dieser spezifischen Subgruppe Defizite bestehen. Abstinenz als Erfolgskriterium wird während einer Inhaftierung vergleichsweise selten erreicht. Hierzu besteht weiterer Forschungsbedarf, dessen Ergebnisse dazu dienen müssen, die gegenwärtige Praxis nachhaltig zu verbessern.