Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604626
Symposien
S-32 Aufgabenfelder in der Suchtpolitik – Symposium des Dachverbands der Suchtfachgesellschaften Deutschlands
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Positionspapier E-Zigaretten

T Rüther
1   Deutsche Suchtgesellschaft – Dachverband der Suchtfachgesellschaften
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

E-Zigaretten erfreuen sich zunehmender Verbreitung. Sie werden als Mittel zur Raucherentwöhnung beworben, doch wird auch ein Potential als Einstiegsdroge für den Tabakkonsum diskutiert. Das vorgestellte Positionspapier der Dachgesellschaft Sucht (Deutsche Suchtgesellschaft – Dachverband der Suchtfachgesellschaften (DGS)) soll keine kontroverse Position zu bereits veröffentlichten Stellungsnahmen anderer Fachgesellschaften und Institutionen beziehen, sondern einige Punkte in der aktuellen Diskussion um die E-Zigarette besonders hervorheben. Hier sei vor allem der Einsatz in der Tabakentwöhnung zur gesundheitlichen Schadensminderung und den Regelungen zum Jugendschutz sowie zur Tabakkontrollpolitik genannt.

Methodik:

Es wurde eine systematische Literaturrecherche in PubMed zur Wirkungsweise der E-Zigarette, Emission, Einschätzung durch potenzielle Nutzergruppen, Wirksamkeit in der Raucherentwöhnung und zum Suchtpotenzial durchgeführt. Nationale und internationale Empfehlungen von Institutionen, Expertengruppen und Fachgesellschaften für den Umgang mit E-Zigaretten wurden berücksichtigt.

Ergebnisse:

  1. In Relation zum konventionellen Zigarettenrauch ist die Schädlichkeit des Aerosols der E-Zigarette um ein Vielfaches geringer. Trotzdem muss das Gefährdungspotential von E-Zigaretten weiter erforscht werden.

  2. Die E-Zigarette weist zum aktuellen Zeitpunkt einen (geringen) potentiellen Nutzen zur Raucherentwöhnung sowie positive kurzfristige und sehr wahrscheinlich langfristige Effekte zur Schadensreduzierung auf. Rauchern, welche nicht für einen Rauchstopp mithilfe von Beratung, therapeutischen Verfahren und/oder first-line Medikationen zu gewinnen sind, kann geraten werden, nach Möglichkeit vollständig auf elektrische Zigaretten umsteigen. Von dual use ist abzuraten.

  3. Nach der aktuellen Datenlage ist es noch zu früh, eine abschließende Entscheidung für oder gegen die E-Zigarette zu treffen. Weitere Studien zur langfristigen Effektivität in der Raucherentwöhnung sowie bzgl. des Gesundheitsrisikos sind nötig, um eine differenzierte Abwägung im Vergleich zu den alternativen Behandlungsoptionen vorzunehmen.

  4. Die E-Zigarette wird in der Bevölkerung angenommen. Die Chance, welche sich hierdurch für die Tabakentwöhnung bietet, sollte nicht durch eine zu umfassende Regulierung des Produkts zunichte gemacht werden. Für die E-Zigarette sollen die analogen Tabakkontrollmaßnahmen gelten wie für die konventionelle Zigarette (Jugendschutz, Werbeverbot, Kennzeichnungspflicht etc.).

  5. Präventive Maßnahmen zum Jugendschutz jenseits von Verboten sollten weiter ausgebaut werden, um einem – wenn auch seltenen – Einstieg in das Tabakrauchen über die E-Zigarette vorzubeugen.