Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604634
Symposien
S-35 20 Jahre „Be Smart – Don't Start“ in Deutschland: Eine schulbasierte Maßnahme zur Förderung des Nichtrauchens
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfolge in der Tabakprävention in Deutschland in den letzten 20 Jahren auf Grundlage aktueller Studienergebnisse der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

M Goecke
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
,
K Duhme
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
,
B Orth
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Erfolge der Tabakprävention in Deutschland lassen sich insbesondere an der historisch niedrigen Raucherquote bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen abbilden. Sie sind im Wesentlichen das Ergebnis einer wirksamen Kombination von verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen. Hierbei spielen internationale Regelungen und das in 2003 formulierte Nationale Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ eine Rolle. Zuletzt wurde im Jahr 2016 die EU-Richtlinie 2014/40/EU umgesetzt, die Text-Bild-Warnhinweise auf Tabakprodukten zusammen mit einem Hinweis auf die kostenfreie Telefonberatung der BZgA zum Rauchstopp vorschreibt. Begleitet wurden die tabakpräventiven gesetzlichen Änderungen durch vielfältige verhaltenspräventive Maßnahmen. Hier sind neben der BZgA mit ihrem Präventionsprogramm auf Bundesebene auch die Maßnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene zu nennen. Die „rauchfrei“-Kampagne der BZgA wird seit 2003 durchgeführt und richtet sich in zwei Teilkampagnen gezielt an Jugendliche und Erwachsene. Vorrangiges Ziel ist es, die Raucherquote zu senken, den Rauchstopp zu fördern und den Schutz vor Passivrauch sicherzustellen. Besondere Zielgruppen sind daher auch Multiplikatoren wie Eltern, Lehrkräfte und Ärzteschaft. Die Aufklärung über die Risiken des Rauchens wird ergänzt durch qualitätsgesicherte Angebote der individuellen Unterstützung beim Rauchstopp. Um Jugendliche in ihrer Lebenswelt zu erreichen, setzt die BZgA daneben in Schulen interaktive Mitmachangebote um. Den mehrfach evaluierten Klassenwettbewerb „Be Smart – Don't Start“ unterstützt die BZgA seit vielen Jahren.

Methodik:

Analyse der Effekte von tabakpräventiven Maßnahmen anhand von aktuellen Daten zum Tabakkonsum in der Bundesrepublik Deutschland.

Ergebnisse:

Die aktuelle Drogenaffinitätsstudie der BZgA zeigt mit 7,8% respektive 26,8% einen historischen Tiefstand bei den Raucherquoten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Geschlechtsunterschiede spielen dabei kaum noch eine Rolle, wohl aber der Sozialgradient. Dieser findet sich auch im Rauchverhalten der erwachsenen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren. Die Raucherquote beträgt in dieser Altersgruppe aktuell 25,8% (ESA 2015).

Schlussfolgerung:

Aktuelle Daten zum Rauchverhalten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen, dass der Policy Mix aus verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen in den vergangenen 20 Jahren insbesondere bei den Heranwachsenden in Deutschland Erfolge gezeigt hat. Bei den 18- bis 64-Jährigen ist im selben Zeitraum vor allem bei den Männern die Raucherquote zurückgegangen, von 43% auf 28,1%. Um das in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung 2016 festgelegte Präventionsziel einer Raucherquote von 19% bis zum Jahr 2030 zu erreichen, wird es auch in Zukunft erforderlich bleiben, unter Berücksichtigung einer zielgruppenspezifischen Ansprache über die Risiken des Rauchens intensiv aufzuklären und bereits Rauchende beim Rauchstopp mit qualitätsgeprüften Angeboten zu unterstützen.