Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604659
Poster
P1: Postersession „Tabak“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implementierung des Konzepts des Global Network for Tobacco Free Healthcare Services 2017 – Agenda einer GOLD-Zertifizierung

M Warnecke
1   Fontane-Klinik
,
A Przeradzki
1   Fontane-Klinik
,
G Urland
1   Fontane-Klinik
,
C Rustler
2   Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser&Gesundheitseinrichtungen e.V.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. August 2017 (online)

 

Einleitung:

Da Rauchen weiterhin als häufigste, vermeidbare und zuzuordnende Todesursache sowohl weltweit als auch in Deutschland betrachtet wird, erscheint auch im klinischen Kontext eine effektive Tabakkontrolle von zentraler Bedeutung, besonders für suchtkranke Patienten, die etwa zu 75 – 90% rauchen und für die sich z.B. das Krebsrisiko bei gleichzeitiger Alkohol- und Tabakabhängigkeit nicht nur addiert, sondern multipliziert. Das Konzept des Global Network, das in Deutschland mit „rauchfrei plus“ umgesetzt wird, bietet in unterschiedlichen Implementierungsstufen einen geeigneten Rahmen, um nachhaltig in allen Aspekten der Klinikaktivitäten die Behandlung der Tabakabhängigkeit zu unterstützen. Neben dem Rauchfreistatus ‚Bronze‘ bzw. ‚Silber‘ stellt ‚Gold‘ den höchsten Implementierungslevel der Standards im internationalen Vergleich dar. Zu berücksichtigen sind patienten-, mitarbeiter- sowie institutionsbezogene Maßnahmen, die Rauchverhalten in der Gesamtklinik reduzieren.

Methodik:

Zentrale Dimensionen der Tabakkontrolle in der Klinik nach „rauchfrei plus“ sind Führung und Engagement, Kommunikation, Qualifikation, Identifikation/Diagnostik/Therapie des Tabakkonsums, Rauchfreie Umgebung, gesundheitsförderlicher Arbeitsplatz, kommunales Engagement, Monitoring und Evaluation.

Ergebnisse:

Regelhafte Berücksichtigung von tabakkonsumbezogenen Fragen in Leitungsbesprechungen, Partizipative Entscheidungsfindung zu Rauchstopp-Maßnahmen bei Patienten, Erweiterung der Personenanzahl mit Ausbildung in Motivational Interviewing sowie Rauchfrei-Trainern und regelmäßige state-of-the-art Fortbildungen, Fokussierung auf evidenz-basierten Tabakentwöhnungsmaßnahmen wie Pharmakotherapie, Verhaltenstherapeutische Gruppen, Fokussierung auf das Minimum von Raucherplätzen (n = 1) sowie Trennung von Patienten- und Mitarbeiterrauchplatz, kostenfreie Tabakentwöhnung per online- sowie Nikotinersatzangeboten, Vernetzung zu kooperierenden Kliniken/Institutionen und Medien zum Thema Rauchfreiheit sowie Objektivierung des Rauchverhaltens durch Smokerlyzer und Monitoring von Diagnostik und Therapie in einer elektronischen Krankenakte stellen die wesentlichen, erfolgsassoziierten Veränderungen dar.

Schlussfolgerung:

Die Erreichung des internationalen Gold-Standards erfordert ein breit angelegtes, nachhaltiges, alle Klinikmitarbeiter involvierendes Engagement, das entscheidend von der Vision eines vollständig rauchfreien Krankhauses getragen wird. Wesentlicher Ertrag ist eine umfassende Besserung der Patienten- und Mitarbeitergesundheit.