Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604663
Poster
P2: Postersession „Evaluation“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufliche und soziale Integration substituierter Opiatabhängiger am Beispiel eines Praxisprojekts in NRW

D Baum
1   Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
,
J Herrlein
1   Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
,
J Lenhard
1   Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
,
C Mast
1   Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
,
T Hoff
1   Katholische Hochschule NRW, Abt. Köln
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Der derzeitige Erkenntnisstand der Forschung verdeutlicht einen Mangel an Wirksamkeitsnachweisen von Angeboten zur beruflichen und sozialen Integration substituierter Opiatabhängiger. Diese Zielgruppe gilt als von sozialer Isolation stark gefährdet und häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. „Etappe“, ein seit einigen Jahren fest in der Suchthilfe der Stadt Düsseldorf verankertes ambulantes, tagesstrukturierendes Projekt, wird daraufhin untersucht, welche Ziele die KlientInnen mitbringen, inwieweit diese mit der Zielvorstellung der MitarbeiterInnen übereinstimmen und welche Aspekte die KlientInnen bei der Erreichung besonders unterstützen. Ferner werden Methoden aus der Literatur auf ihre Tauglichkeit für „Etappe“ überprüft und gewünschte Aspekte von KlientInnen und MitarbeiterInnen erhoben.

Methodik:

Leitfadengestützte qualitative ExpertInneninterviews mit KlientInnen (n = 13) und MitarbeiterInnen (n = 6) des Projekts; inhaltsanalytische Auswertung nach Mayring.

Ergebnisse:

Die KlientInnen des Projektes legen einen besonderen Fokus auf berufliche Ziele, welche die MitarbeiterInnen jedoch als weniger relevant erachten. Hierbei erscheint der Wunsch der Zielgruppe nach Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt aus Sicht der Beschäftigten weniger realistisch. Ferner sind für die KlientInnen eine Entwicklung von Szenedistanz, das Aufbauen unabhängiger Wohnverhältnisse und das Erlangen einer Tagesstruktur von Bedeutung. Während die KlientInnen ihren Fokus auf die Beendigung der Substitution legen, sehen die MitarbeiterInnen eher eine Stabilisierung des körperlichen und psychischen Gesundheitszustands als vorrangig. Wenngleich die Vorstellungen über die hilfreichen Aspekte des Projektes divergieren, lässt sich ein Konsens hinsichtlich der Relevanz von individueller Unterstützung und Ressourcenförderung durch das Mitarbeiterteam sowie die Notwendigkeit strukturierender Regeln erkennen. Ein sich in der Literatur als wirksam erwiesener Einbezug von Angehörigen in die Maßnahme oder ein leistungsabhängiges Bezahlsystem im Sinne der operanten Konditionierung wurde von den KlientInnen weitestgehend abgelehnt, während eine Erweiterung des Leistungsspektrums des Projekts (Verlängerung der Teilnahme, Nachsorge, neue Angebote) beiderseits auf große Zustimmung stieß. Darüber hinaus wird das Projekt von einem Großteil der KlientInnen positiv bewertet.

Schlussfolgerung:

„Etappe“ hilft den KlientInnen bei der Stabilisierung ihrer Lebensverhältnisse durch den Aufbau einer Tagesstruktur und eröffnet vielen KlientInnen eine Anschlussperspektive. Aufgrund der überwiegend positiven Bewertung ist die Fortsetzung und Weiterentwicklung des Projekts wünschenswert. Gleichzeitig besteht weiterhin ein hoher Bedarf an Wirksamkeitsnachweisen für entsprechende Ansätze/Projekte.