Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(04): 239-245
DOI: 10.1055/s-0037-1605398
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss eines 1 × wöchentlichen spezifischen Osteoporose-Trainings auf Sturzparameter, Knochendichte, Plasma-Myostatin-Spiegel und Knochenbiomarker – eine 2-jährige Prospektivstudie

U Lange
1   Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Universität Gießen; Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
,
G Dischereit
1   Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Universität Gießen; Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
2   Rheumazentrum Mittelhessen, Bad Endbach
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Publication History

Publication Date:
04 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Patienten mit Osteoporose weisen oft Einschränkungen in Koordination, Balance, Muskelkraft und Ausdauer auf mit konsekutiv erhöhtem Risiko für Stürze und Frakturen. Myostatin gehört zur Familie der sezernierten transformierenden Wachstumsfaktoren (transforming growth factor – TGF), wird hauptsächlich im Skelettmuskel gebildet und ist ein negativer Regulator des Muskelwachstums und Inhibitor der Geweberegeneration. Myostatin induziert tierexperimentell einen direkten Einfluss auf die Osteoklastogenese und den Knochenmasseverlust. Verantwortlich für den Struktur- und Funktionsverlust an Muskel und Knochen sind die im Alter erhöhten Spiegel von Liganden der TGFβ-Familie wie Myostatin und Activin.

Methodik:

42 Patienten mit gesicherter Osteoporose wurden in einer 2-jährigen, prospektiven und randomisierte Studie eingeschlossen. Bei 25 Patienten (Sportgruppe = SG) wurde der Einfluss eines 1x wöchentlichen, standardisierten Osteoporosetrainings auf die Plasma-Myostatin-Spiegel, diverse Sturzparameter, die Knochendichte und Knochenbiomarker analysiert und zu Studienbeginn sowie nach 12 und 24 Monaten mit einer altersvergleichbaren Kontrollgruppe (n = 17, KG, kein standardisiertes Training) verglichen.

Ergebnisse:

Nur in der SG waren signifikante Verbesserungen der Sturzparameter, eine signifikante Schmerzminderung und ein signifikanter Anstieg der Knochendichte am re. Schenkelhals objektivierbar. Die Plasma-Myostatin-Spiegel und die CrossLaps (Knochenabbaumarker) fielen nur in der SG signifikant ab und die Osteocalcin-Spiegel (Anbaumarker) zeigten einen signifikanten Anstieg i.S. einer „knochenanabolen Reaktion“ ebenfalls nur in der SG.

Zusammenfassung:

Das standardisierte, 1 × wöchentliche Osteoporose-Training bewirkte bei Patienten mit Osteoporose (unter Bisphosphonat-Therapie) und z.T. stattgehabten osteoporotischen Frakturen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant positive Effekte auf die Plasma-Myostatin-Spiegel, Parameter des Sturzassessments, die Knochendichte und den Knochenmetabolismus mit vermutlich konsekutiv günstigem Einfluss auf das Sturz- und Frakturrisiko.