Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(04): 239-245
DOI: 10.1055/s-0037-1605405
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leichte Skoliosen als Ursache wiederkehrender Schmerzen im Brustkorb und Herzrhythmusstörungen

A Model
1   Fachkliniken Sonnenhof, Höchenschwand
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Publication Date:
04 September 2017 (online)

 

Plötzlich auftretende Schmerzen im Bereich des Brustkorbes und funktionelle Herzrhythmusstörungen sind häufige Ereignisse während einer orthopädischen oder kardiologischen Rehabilitation, die die betroffenen Patienten erheblich ängstigen können. Vielfach sind diese Ereignisse durch Gelenkblockierungen im mittleren Brustkorb verursacht. Werden diese Blockierungen manuell regelgerecht diagnostiziert und behandelt, schwinden die Beschwerden sofort. Nicht selten wiederholen sich die Ereignisse beim gleichen Patienten. Welche Faktoren bedingen diese Neigung zu Rezidiven? Wir sind dieser Frage nachgegangen. Etwa 1800 Patienten, Männer wie Frauen, die mit der Diagnose chronisch wiederkehrende „nichtspezifische“ Rückenschmerzen in die stationäre Rehabilitation kamen, wurden orthopädisch und manualtherapeutisch nachuntersucht. Die orthopädische Untersuchung ergab bei sämtlichen Patienten eine Skoliose, zumeist geringen Ausmaßes um 5 – 10 Grad, und einen Schiefstand des Beckenoberrandes im Sitzen, der im Stehen zumeist nicht auftrat. Die manualtherapeutische Untersuchung ergab regelmäßig eine Serie von Gelenkblockierungen auf unterschiedlichen Ebenen der Wirbelsäule. Immer waren Blockierungen im mittleren Brustkorb zu sehen. Wurden die Blockierungen gelöst, schwanden die Schmerzen im Brustkorb und funktionelle Herzrhythmusstörungen. Früher oder später ereigneten sich jedoch erneut die Blockierungen im Brustkorb mit den entsprechenden Beschwerden. Daraus ist zu schließen, dass eine Skoliose mit Beckenschiefstand im Sitzen zum Entstehen von Gelenkblockierungen im Brustkorb beiträgt. Insofern kann eine Skoliose von 5 – 10 Grad, die die Orthopädie als klinisch nicht relevant bewertet, von klinischer Bedeutung sein.