Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(04): 239-245
DOI: 10.1055/s-0037-1605408
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Körperschemastörung und psycho-soziale Faktoren bei chronischem Complex Regional Pain Syndrome Type I

H Schulte-Göcking
1   Orthopädie, Phys. Medizin und Rehabilitation, Klinikum der Universität München
,
E Kraft
1   Orthopädie, Phys. Medizin und Rehabilitation, Klinikum der Universität München
,
S Azad
2   Interdisziplinäre Schmerzambulanz Großhadern, Klinikum der Universität München
,
M Azqueta
1   Orthopädie, Phys. Medizin und Rehabilitation, Klinikum der Universität München
,
A Reiners
3   Frührehabilitation und Physikalische Medizin, Klinikum Bogenhausen, München
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Publication History

Publication Date:
04 September 2017 (online)

 

Körperschemastörung ist ein wichtiges und schlecht klassifiziertes Symptom bei chronischem CRPS. Eine Kohorte von 60 (50 weiblichen, 10 männlichen, durchschnittliches Alter 58 Jahre) chronischen CRPS Patienten Typ I (durchschnittliche Erkrankungsdauer 4,5 Jahre) der oberen Extremität wurden mittels quantitativer Erhebungsinstrumente befragt. Zur Erfassung der Körperschemastörung wurden sowohl die Galer und Jensen Skala (GJS) als auch erstmalig die ins Deutsche übersetzte und modifizierte BATH Body Perception Scale (Lewis et al., 2010) eingesetzt. Die interne Konsistenz der deutschen BATH Skala war gut (Cronbachs a = 0,79). Die Ergebnisse belegten einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Ausprägungsgrad einer Körperschemastörung versus Depression und Angst (GJS versus Depression r = 0,508; GJS versus Angst r = 0,593; BATH Skala versus Depression r = 0,627; BATH Skala versus Angst r = 0,658; p = 0,01). Des Weiteren korrelierte Körperschemastörung mit Schmerzintensität und zwar unabhängig von der Erkrankungsdauer (GJS r = 0,538; BATH r = 0,512; p = 0,01). Die GJS und BATH Skalen korrelierten weder mit der CTQ Trauma Skala noch mit der LCU Skala oder der DASS Stress Skala. Die GJS und BATH Skalen korrelierten nicht mit Lebensqualität. Sehr hohe Korrelationen bestanden zwischen den Variablen Angst, Depression und Stress (Depression versus Angst r = 0,835; Depression versus Stress r = 0,841; Angst versus Stress r = 0,814; p = 0,01). Bei chronischem CRPS steht der Ausprägungsgrad einer Körperschemastörung in einem signifikanten Zusammenhang mit Depression, Angst sowie Schmerzintensität, unabhängig von der Erkrankungsdauer. Die BATH Skala ist ein valides Messinstrument zur Erfassung von Körperschemastörung. Die Erhebung von Körperschemastörung sollte im klinischen Alltag bei der initialen Untersuchung eines jeden CRPS Patienten erfolgen, da die Erfassung einen für die Diagnose und Behandlung klinisch relevanten Beitrag leistet.