Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605696
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organisiertes Einladungsverfahren beim Cervix-Carcinom: IST-Zustand der Screening-Inanspruchnahme vor Einführung eines HPV-Testverfahrens

D Horenkamp-Sonntag
1   WINEG, Hamburg
,
U Schneider
1   WINEG, Hamburg
,
S Engel
1   WINEG, Hamburg
,
S Wirtz
1   WINEG, Hamburg
,
R Linder
1   WINEG, Hamburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Beim Cervix-Ca-Screening wurde bislang eine Abstrichuntersuchung (sog. Pap-Test) für Frauen ab 20 Jahren einmal jährlich durch die GKV übernommen. Dieser dient zur Erkennung von Krebsvorstufen, wobei als häufigste Ursache eine Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV) gilt. Am 16.09.2016 wurde beim GBA beschlossen, dass Frauen ab 35 Jahren statt des jährlichen Pap-Tests alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung (HPV-Pap) angeboten werden soll.

Fragestellung-Methoden:

Auf Basis von TK-Routinedaten (10 Millionen Versicherte) wurde untersucht, inwiefern die bislang geltenden GBA-Vorgaben zur Krebsfrüherkennung regional umgesetzt wurden und inwiefern Korrelationen zu Versorgungsstrukturen und therapeutischen Konsequenzen existieren.

Ergebnisse:

Von 2011 bis 2014 ist bei insgesamt 2.961.301 Versicherten mindestens einmal eine Krebsvorsorge (EBM-GOP 01733) erfolgt. Eine Kürettage (OPS 1471.2) erfolgte bei 48.002 Versicherten, eine Abrasio (OPS 1472.0) bei 14.163 und eine Konisation (OPS 5671.0/5671.1) bei 19.461. Die mittlere jährliche Screeninginanspruchnahme beträgt 55,4%, wobei diese u.a. in Bremen und Hamburg mehr als doppelt so hoch ist wie u.a. in Brandenburg. In Sachsen kommen auf einen gynäkologischen Ver-tragsarzt im Mittel 190 TK-Versicherte Frauen > 20 Jahre, in Hamburg durchschnittlich 600. Pro 100.000 Versicherten mit Krebsvorsorge erfolgen im Mittel 123,5 Konisationen, wobei diese u.a. in Sachsen (n < 50) deutlich seltener sind als u.a. in Hamburg und Berlin (n jeweils > 200).

Schlussfolgerungen:

Screeningmaßnahmen beim Cervix-Ca lassen sich mit GKV-Routinedaten transparent darstellen. Im Gegensatz zum Colon-Ca können durch das jährliche Wiederholungsintervall Inanspruchnahmequoten exakt ausgewiesen werden. Bei der Inanspruchnahme gibt es eine extreme regionale Streuung, die mit der gynäkologischen Facharztdichte vor Ort und den medizinischen Konsequenzen bei positiven Screeningbefunden korreliert.