Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605743
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen im ambulanten Bereich – eine Querschnittsanalyse

A Haase
1   Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald KdöR, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald
,
G Weckmann
1   Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald KdöR, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald
,
D Alte
2   Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald KdöR, Abteilung SHIP/KEF, Greifswald
,
JF Chenot
1   Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald KdöR, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Über die Häufigkeit von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) und den daraus folgenden Konsequenzen gibt es aufgrund methodischer Erfassungsprobleme im ambulanten Bereich bisher unzureichende Angaben. Ziel der Analyse war es Häufigkeiten, Managementmaßnahmen und Kodierqualität von UAWs im ambulanten Bereich zu untersuchen.

Methoden:

Grundlage waren die populationsbasierten Querschnittsdaten der Study of Health in Pomerania (SHIP) – Trend Kohorte (n = 4420) und die gematchten Sekundärdaten der Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KV-MV). Die Datenanalyse der UAWs wurde bezüglich Alters- und Geschlechtsverteilung, verursachender Medikamente, Symptome und Managementmaßnahmen verglichen. Die Überprüfung der Kodierqualität erfolgte mittels Abgleich der Sekundärdaten der KV-MV.

Ergebnisse:

315 (10%, Median 60 Jahre, Range 21 – 83, 57% Frauen) der Probanden mit Medikamentenangaben (n = 3090) berichteten 12 Monate retrospektiv von einer UAW. 353 Medikamente (Median 1, Range 1 – 3) verursachten 462 UAWs (Median 1, Range 1 – 9). 22% der UAWs waren der Medikamentengruppe des Herz-Kreislauf-Systems und 12% des Endokrinen Systems zuzuschreiben. Die häufigsten betroffenen Systemorganklassen waren Symptome des Gastrointestinaltrakts (25%) und der Haut (19%). 287 (91%) der Probanden informierten ihren Arzt und bei 12 (4%) Probanden erfolgte eine Krankenhausbehandlung in Folge der UAW. Bei 27 (9%) Probanden wurden Medikament zur Behandlung der UAW verordnet. Die Kodierung „Komplikationen durch Arzneimittel oder Drogen“ (ICD-10, T88.7) lag bei 26 (8%) der Probanden vor.

Schlussfolgerungen:

UAWs sind mit 10% bei Personen die Medikamente einnahmen im ambulanten Bereich häufig. Die meisten UAWs waren selbstlimitierend und wurden mit Ärzten besprochen. Ein geringer Teil bedurfte einer klinischen Behandlung. UAWs wurden selten kodiert und können mit Abrechnungsdaten nur eingeschränkt untersucht werden. UAWs sollten besser erfasst und kodiert werden.