Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(S 01): S1-S44
DOI: 10.1055/s-0037-1607123
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entzündungshemmende und gefäßtonisierende Wirkungen der traditionellen Heilpflanze Potentilla erecta

U Wölfle
1   Research Centre skinitial, Department of Dermatology, University Medical Center, Freiburg, Germany
,
J Hoffmann
1   Research Centre skinitial, Department of Dermatology, University Medical Center, Freiburg, Germany
,
B Haarhaus
1   Research Centre skinitial, Department of Dermatology, University Medical Center, Freiburg, Germany
,
V Rao Mittapalli
2   Molecular Dermatology, Department of Dermatology, University Medical Center, Freiburg, Germany
,
CM Schempp
1   Research Centre skinitial, Department of Dermatology, University Medical Center, Freiburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
27 September 2017 (online)

 

Potentilla erecta (PE, Blutwurz) ist eine gerbstoffreiche Heilpflanze, die zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört [1]. Traditionell wurde PE aufgrund ihrer adstringierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften zur Behandlung von infektiösen Darmerkrankungen (Cholera, Pest, Typhus) sowie bei Entzündungen der Haut und Schleimhäute eingesetzt [1, 2]. Hier haben wir die entzündungshemmende und gefäßtonisierende Wirkung eines PE-Extraktes in vitro und in vivo untersucht.

Der PE-Extrakt hemmt in TNF-α-stimulierten HaCaT-Zellen die Sekretion von IL-6 und PGE2 sowie die Aktivierung des NFκB-Reaktionsweges [3]. Dieser Effekt war vergleichbar mit der Wirkung des Glucocorticoids Dexamethason. Der entzündungshemmende Effekt von Glucocorticoiden korreliert mit der gefäßtonisierenden (vasokonstriktorischen) Wirkung, die für die Einteilung der Wirkstärke von Glucocorticoiden genutzt wird. Deshalb untersuchten wir, ob der PE-Extrakt auch vasokonstriktorisch und somit ähnlich wie ein schwaches Glucocorticoid, z.B. Hydrokortison, wirkt. In einer Patchtestreihe zeigt der PE-Extrakt ähnlich wie Hydrokortison einen sogenannten Blanching-Effekt, worunter man das Abblassen der Haut versteht. Im Gegensatz zu Hydrokortison verursacht der PE-Extrakt in HaCaT-Zellen allerdings weder eine nukleäre Translokation noch eine Aktivierung des Glucocorticoid-Rezeptors (GR) [3]. Dies ist ein wichtiger Aspekt, weil der PE-Extrakt sonst bei Langzeitanwendung auch GR-vermittelte Nebenwirkungen zeigen würde. Der gefäßtonisierende Effekt des PE-Extraktes war zumindest teilweise auf eine Neutralisierung des Vasodilators Stickoxid (NO) und einer Hemmung der endothelialen NO-Synthase (eNOS) zurückzuführen.

Der PE-Extrakt zeigt entzündungshemmende und vasokonstriktorische Effekte und ist deshalb für die topischen Behandlung von entzündlichen Hautkrankheiten geeignet.

Literatur:

[1] Hoffmann J et al. J Dtsch Dermatol Ges 2016; 14: 917 – 922

[2] Huber R et al. J Clin Gastroenterol 2007; 41: 834 – 838

[3] Wölfle U et al. J Ethnopharmacol 2017; 204: 86 – 94