Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(S 01): S1-S44
DOI: 10.1055/s-0037-1607136
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antitumorale Effekte eines Mistelextraktes (abnobaVISCUM Fraxini) auf Tumoren des Kindesalters in vitro und in vivo

K Menke
1   Abteilung für Pädiatrie und Hämatologie der Kinderklinik, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
M Schwermer
2   Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Deutschland
,
J Eisenbraun
3   ABNOBA GmbH, Pforzheim, Deutschland
,
A Schramm
4   Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
,
TJ Zuzak
2   Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Herdecke, Deutschland
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Publication Date:
27 September 2017 (online)

 

In Europa ist die Verabreichung von Mistelpräparaten eine der weitverbreitetsten komplementärmedizinische Therapien bei onkologischen Patienten, auch bei Kindern [1, 2]. Trotz zahlreicher präklinischer und klinischer Studien, in denen eine direkte Wirkung auf den Tumor als auch auf die Lebensqualität der Patienten gezeigt werden konnte, bleibt die Wirksamkeit der Misteltherapie umstritten [1, 3]. Vor allem bei pädiatrischen Tumorerkrankungen fehlen Studien, die die Wirkung von Mistelpräparaten nachweisen. In unseren Untersuchungen zeigen wir erstmals die antiproliferativen Effekte eines Mistelextraktes (abnobaVISCUM Fraxini) in einem breiten Panel von pädiatrischen Tumorzellen aus verschiedenen Tumorentitäten (akute myeloische Leukämie, Ewing Sarkom, hepatozelluläres Karzinom, Medulloblastom, Neuroblastom, Osteosarkom).

Für die weitere Aufklärung der wachstumsinhibierenden Eigenschaften des Mistelpräparates wurden die Apoptose und die hierbei ausgelösten Signalwege in Neuroblastomzellen genauer untersucht. Hier zeigte sich, dass der Extrakt, abnobaVISCUM Fraxini, Apoptose induziert, wobei eine erhöhte Caspase-9 Aktivität sowie der Verlust der mitochondrialen Integrität auf eine Auslösung des intrinsischen Signalweges hindeutet. Ein weiterer Befund, der den Einsatz von Mistelpräparaten als adjuvante Therapie bestärkt, ist die Hemmung der Migrations- und Invasionsrate der Tumorzellen unter Behandlung. Die in vitro beobachteten antitumoralen Effekten konnten in einem syngenen Mausmodel bestätigt werden. Hier führte die intraperitoneale Behandlung der Mäuse zu einer Verringerung des Tumorwachstums und zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens (Abb. 1). Die Resultate unserer präklinischen Studie zeigen die Wirksamkeit des Mistelpräparates abnobaVISCUM Fraxini in pädiatrischen Tumorzellen und verdeutlichen die dringende Notwendigkeit der Durchführung weiterer klinischer Studien von Mistelextrakten in pädiatrischen Tumorentitäten.

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Abb. 1: Antitumorale Effekte des Mistelextraktes abobaVISCUM Fraxini im Neuroblastom in vitro und in vivo.

Literatur:

[1] Kienle GS et al. Eur J Med Res 2003; 8: 109 – 119

[2] Seifert G et al. J Pediatr Hematol Oncol 2011; 33: e105 – 108

[3] Attar R et al. Cell Mol Biol 2015; 61: 62 – 68

[4] Ostermann T et al. BMC Cancer 2009; 9: 451