Zeitschrift für Phytotherapie 2017; 38(S 01): S1-S44
DOI: 10.1055/s-0037-1607158
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

In-vitro-Untersuchung der antiproliferativen Wirkung von Mistellektin und Viscotoxin an ausgewählten Tumorzelllinien

J Felenda
1   WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll/Eckwälden, Deutschland
,
C Turek
1   WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll/Eckwälden, Deutschland
,
F Stintzing
1   WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll/Eckwälden, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. September 2017 (online)

 

In der Humanmedizin wird die Mistel (Viscum album L.) schon seit der Antike genutzt. Arteriosklerose und Hypertonie sowie andere kardiovaskuläre Erkrankungen werden in der Literatur als typische Anwendungsfelder genannt [1]. Die Anregung, die Mistel als Heilpflanze für die Krebstherapie zu verwenden, geht auf Rudolf Steiner (1861 – 1925) zurück [2]. Die Mistel gehört zu den Sandelholzgewächsen (Santalaceae). Als Halbparasit wächst sie auf allen Laubbäumen außer Eibe und Buche, bei den Nadelbäumen werden nur Tannen oder Kiefern besiedelt. Als wirksame Hauptbestandteile gelten Mistellektine (ML) und Viscotoxine (VT). Die Gehalte an ML und VT sind abhängig vom Erntezeitpunkt, dem Erntejahr, der Bodenbeschaffenheit und vom Wirtsbaum.

In der vorliegenden Untersuchung wurden die Hauptbestandteile in 3 Konzentrationen und Konzentrationsmischungen, RCA120 (Rizin, Lektin aus Ricinus communis) und CorysteinTM (Purothionin aus Weizenmehl) als Referenzlektin bzw. -toxin sowie Mistelpräparate (Iscucin®) verschiedener Wirtsbäume an 6 humanen Zelllinien verschiedener Tumorentitäten im Alamar Blue Assay auf ihre antiproliferative Wirkung getestet.

Am empfindlichsten reagierte die Zelllinie HCC827 (Lungenkarzinom) auf alle Testpräparate. Ein sehr starker antiproliferativer Effekt wurde bei den Iscucin®-Präparaten der Wirtsbäume Salicis, Tiliae und ein starker bei Crataegi, Mali und Populi ermittelt. ML zeigte einen konzentrationsabhängigen Effekt und war wirksamer als RCA120. Für VT und CorysteinTM konnte keine Wirkung erfasst werden. Die Wirkung der Konzentrationsmischungen aus 10, 25 und 48,4 µg/ml VT sowie 1000, 10000 und 20000 ng/ml ML entsprach jeweils den Werten der Testmischungen ohne VT.

Die Iscucin®-Präparate zeigten in Abhängigkeit von ihrem ML-Gehalt eine antitumorale Wirkung, ebenso reagierte ML „solo“ und wirkte dabei stärker als Rizin. In dieser Untersuchung hatte VT keinen Einfluss auf die Proliferation der Tumorzellen in vitro. Weitere Forschungsaktivitäten sind nötig.

Danksagung:

Die WALA Heilmittel GmbH dankt ProQinase GmbH für die Durchführung der In-vitro-Untersuchungen.

Literatur:

[1] HMPC. Assessment report on Viscum album L., herba. London: European Medicines Agency; 2012

[2] Steiner R. Geisteswissenschaft und Medizin. Vortrag vom 2.4.1920. GA 312. Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 1999: 248 – 249